Weichenstellung in Bieswang – Stadtrat beschließt einstimmig den Verkauf zweier Immobilien

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Zwei Immobilien mit viel Geschichte und großem Sanierungsstau standen im Mittelpunkt der jüngsten Stadtratssitzung am 17. April 2025. Einstimmig haben die Stadträte die Weichen gestellt – sowohl für das geschichtsträchtige Pfisteranwesen in der Meiergasse 3 als auch für das Wohngebäude in der Neusiedlerstraße 12 und 14. Beide Beschlüsse fielen unter sorgfältiger Abwägung zwischen wirtschaftlichen Zwängen und kommunaler Verantwortung.

Zwei Anträge aus Bieswang setzen Prozesse in Gang
Bereits im Januar 2024 hatten die Bieswanger Stadträte Friedrich Hönig (FW), Roland Kiermeyer (BGL) und Astrid Weddige (GRÜNE) zwei Anträge gestellt, die nun öffentlich im Stadtrat behandelt wurden. Ziel der Initiative war es, mit dem Verkauf des leerstehenden Pfisteranwesens finanzielle Mittel freizumachen, um damit die dringend notwendige Sanierung des städtischen Wohnblocks in der Neusiedlerstraße zu realisieren. Mit diesen Anträgen brachten die drei Stadträte die Diskussion um zwei lange stagnierende Objekte wieder in Bewegung und erreichten damit konkrete Beschlüsse.

Abschied vom Pfisteranwesen in der Meiergasse
Das Pfisteranwesen, ein seit Jahren leerstehendes Gebäude aus dem Nachlass der 2008 verstorbenen Marie Pfister, wird verkauft. Trotz zahlreicher Versuche, dem testamentarischen Wunsch der Erblasserin – der Erhalt und Ausbau des Hauses – gerecht zu werden, zeigte sich, dass die finanziellen Mittel bei Weitem nicht ausreichen. Der bauliche Zustand der Immobilie und die damit verbundenen Kosten übersteigen das verbliebene Vermögen und die geringen Pachteinnahmen deutlich.
Schon 2015 hatte das Landratsamt deutlich gemacht, dass ein Verkauf juristisch möglich sei. Nun wurde diese Möglichkeit Realität: Der Stadtrat beschloss einstimmig, das Anwesen Meiergasse 3 (Flurstück Nr. 94 der Gemarkung Bieswang) zu veräußern. Dabei soll ein Makler mit dem Verkaufsprozess betraut werden. Ziel ist es, einen Preis in Höhe des ermittelten Verkehrswertes zu erzielen. Interessenten, die ein tragfähiges Sanierungskonzept vorlegen, sollen bevorzugt berücksichtigt werden. Über die Verwendung des Verkaufserlöses entscheidet der Stadtrat nach Abschluss des Verfahrens.

Neue Perspektiven für die Neusiedlerstraße
Auch für die seit Langem leerstehenden Wohnblöcke in der Neusiedlerstraße 12 und 14 wurde eine Entscheidung getroffen. Der zweite Antrag aus Bieswang, der die Sanierung des Gebäudes mit den Mitteln aus dem Pfisterverkauf anregte, wurde inhaltlich zwar aufgegriffen – jedoch mit einer Anpassung. Das von der Firma Stark aus Auhausen vorgelegte Sanierungsangebot beläuft sich auf rund eine Million Euro – eine Summe, die sich über Mieteinnahmen nicht wirtschaftlich darstellen lässt. Die Verwaltung schätzt, dass rund 800.000 Euro über Kredite finanziert werden müssten – eine Belastung, die für den städtischen Haushalt kaum tragbar ist.
Stattdessen votierte der Stadtrat einstimmig für den Verkauf der Immobilie – jedoch unter klaren Vorgaben: Der zukünftige Käufer muss sich zur vollständigen Sanierung des Gebäudes verpflichten, wobei der Standard eines KfW-Effizienzhauses 55 erreicht werden muss. Die Einhaltung dieses Sanierungsstandards soll verbindlich abgesichert werden. Zudem ist ein alternatives Eigentümermodell denkbar – etwa in Form einer Gemeinschaft oder Genossenschaft. Auch hier wird der Verkehrswert durch einen Makler auf Basis eines bestehenden Gutachtens und städtischer Vorgaben ermittelt.

Ein gemeinsames Ziel
Die beiden Beschlüsse stehen in engem Zusammenhang und zeigen eine klare Linie. Der Stadtrat folgt den Vorschlägen der Bieswanger Mitglieder Hönig, Kiermeyer und Weddige, die mit Nachdruck für eine pragmatische und zukunftsorientierte Lösung plädiert hatten. Deshalb zeigte sich Roland Kiermeyer auch froh, dass das Thema Leerstand endlich beseitigt wird. Man hätte vor 15 Jahren das Wohnhaus in der Neusiedlerstraße sanieren sollen. Astrid Weddige meinte, dass es zwar besser gewesen wäre, wenn die Stadt das Wohnhaus behalten hätte, aber letztlich zeigten sich die drei Antragsteller bereit, die Entscheidung mitzutragen.