Viel Publikum für Europa-Sprachwissenschaftler im EHP
(EHP) Im Europäischen Haus Pappenheim (EHP) fand vor Kurzem die dritte internationale Eurolinguistik-Tagung statt. Die Eurolinguistik ist die Wissenschaft, die nach den Gemeinsamkeiten europäischer Sprachen sucht. Das EHP ist durch die Arbeit von Prof. Dr. Joachim Grzega und etlichen Studierenden der Universität Eichstätt-Ingolstadt mittlerweile ein Zentrum der Europaforschung im Bereich Sprachen. Für EHP-Leiter Grzega ist dabei wichtig, wissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum zu vermitteln. Wissenschaftliche Arbeit werde meist von der Allgemeinheit gezahlt, daher dürfe diese erwarten, dass man Erkenntnisse entsprechend für die Allgemeinheit aufbereitet. Daher gab es auch diesmal einen Teil, bei dem einige der Teilnehmer ihre neuesten Forschungsergebnisse allgemein verständlich darlegten. Die Sprachwissenschaftler konnten sich über ein großes Publikum freuen: Fast dreimal so viele Gäste wie in den beiden Vorjahren waren ins EHP gekommen.
Zunächst illustrierte Grzega selbst, dass in den Zeitungen verschiedener EU-Länder über andere Nationen gerne als “Freunde” gesprochen wird; dies gelte auch für Russland, während in den USA lieber von “Verbündeten” die Rede sei. Solche Erkenntnisse können zur Verbesserung diplomatischer Gespräche beitragen. Danach zeigte Grzega zusammen mit EHP-Botschafterin Dr. Bea Klüsener, die auch Dozentin an der Universität Eichstätt-Ingolstadt ist, wie Engländer das Wort “Europa” verwenden. Nicht erst heute, sondern schon seit Jahrhunderten gebrauchen sie es manchmal England einschließend, manchmal England ausschließend. Danach sprach Prof. Dr. Wolfgang Pöckl von der Universität Innsbruck, der schon das dritte Mal dabei war. Er veranschaulichte, wie Eigennamen in mehreren europäischen Sprachen zu Normalwörtern geworden sind, beispielsweise “Casanova”. Solche Gemeinsamkeiten lassen ein europäisches Identitätsgefühl entstehen und sind vor allem für das Übersetzen, für Kultur-Trainings und für Sprachunterricht von praktischem Nutzen.
Dr. Laura Ferrarotti von der Universität Rom I stellte vor, wie durch die Kürzung öffentlicher Gelder europäische Universitäten immer mehr mit Webseiten um ausländischen Studierende werben müssten. Viele italienische Universitäten würden dabei aber noch immer eher rein informative Webseiten haben, während an vielen nicht-italienischen Universitäten werbesprachliche Texte normal sind. Prof. Dr. Alwin Fill von der Universität Graz sprach über Ökolinguistik, einen Zweig der Sprachwissenschaft, der ökologische Ideen wie Nachhaltigkeit oder das Verhältnis Mensch-Tier auf Fragen der Sprachwissenschaft übertragen will. Wie reden wir über Tiere? Oder: welche Aspekte berücksicht man bei der Frage, ob man eher Sprachenvielfalt oder vorwiegend Englischkenntnisse fördern soll? Zum Schluss präsentierte Martin Stehr, Studiendirektor an der Senefelder-Schule Treuchtlingen, kurz ein Schülerprojekt, das er gemeinsam mit EHP-Leiter Grzega koordiniert hatte. Schüler hatten dabei durch erste wissenschaftliche Recherchen untersucht, welche lustigen Ersatznamen etwas für Körperteile in europäischen Sprachen gibt und dazu einen Flyer erstellt in Quiz-Form erstellt. Vom Publikum gab es für diesen Nachmittag viel Applaus und positives Feedback an die Wissenschaftler.