In Pappenheim im Museum an der Stadtmühle gibt es nach langer Pause nun wieder eine Kunstausstellung. Willi Halbritter aus Ellingen präsentiert unter dem Motto „Auf der Straße des Lebens“ spritzige Grafiken und Texte aus dem Leben für das Leben, die zum Nachdenken, Schmunzeln und Staunen einladen.
Seitdem in der Galerie Pappenheim von der Künstlerin und Galeristin Birgit van der Gang im Oktober 2020 die Ausstellung „Collage“ eröffnet wurde, hat es in Pappenheim keine Kunstaustellung mehr gegeben. Die geplanten Ausstellungen des Kunst- und Kulturvereins mussten Corona bedingt immer wieder ausfallen. Nun startete der Verein seine erste Vernissage dieses Jahres. Eine trockene Vernissage zwar, weil ohne Eröffnungssekt, aber dafür sprudelt und perlt es in der Ausstellung von Willi Halbritters Grafiken und Texten geradezu von Sinneseindrücken die interessant und vielfältig sind wie das menschliche Leben selbst.
Bei seinem Grußwort freute sich auch Bürgermeister Florian Gallus, dass es endlich wieder eine Ausstellungseröffnung im Museum an der Stadtmühle gebe. Es habe ihm als Bürgermeister wehgetan, die Ausstellungsräume ungenutzt und die tatkräftigen und engagierten Kräfte des Kunst- und Kulturvereins zur Untätigkeit verdammt zu sehen.
Clemens Frosch der 1. Vorsitzende des Kunst- und Kulturvereins, hieß gut 20 Besucher bei der Vernissage willkommen. Er begrüßte die Stadträtinnen Pia Brunnenmeier, Anette Pappler und Kulturreferentin Christa Seuberth genauso wie Renate Prusakow, die Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins.
„Du machst es der Welt nicht so einfach“, sprach Clemens Frosch, bei seiner Laudatio den Künstler an. Bei der Betrachtung der Grafiken und der sehr weitreichenden Texte sei es wichtig, nicht nur die Oberfläche zu betrachten, sondern den Sinn der darunterliegenden Schichten zu erkennen. Willi Halbritter ist beim Kunst- und Kulturverein kein Unbekannter, denn schon im März 2019 hat der Künstler mit seiner Andruckpresse künstlerisch grafisch ausgearbeitete Pappenheimer Wörter auf Papier gebracht. Nach einer handwerklichen Ausbildung in einem handwerklichen Metallberuf, schloss Willi Halbritter in Berlin ein Studium zum Mediendesigner und Projektmanager ab.
Seit 2003 ist der Künstler in vielen Ausstellungorten präsent. So etwa im Kunsthaus Berlin, in der Villa Hügel und mehrfach in München. 2019 hat er den Kindern in einem Problemviertel Buenos Aires mit einer Druckaktion viel Freude gemacht.
Bei der Ausstellung ist Willi Halbritter von dem Gedanken geleitet, dass jeder Mensch für seine Identität eine fortlaufende Geschichte braucht um sein selbst zu bewahren.
„Den Menschen in meinen Texten und Grafiken fehlt etwas davon“, erklärt der Künstler. Aber das Bedürfnis nach der eignen Geschichte gibt den Menschen einen Faden an die Hand und fordert sie auf mit dem magischen Webstuhl einen fliegenden Teppich zu weben, mit dem sie auf der Straße des Lebens auf Reisen gehen.
In der Ausstellung finden die Besucher Grafiken und Texte, die Willi Halbritter beispielsweise in der U-Bahn in den Sinn gekommen sind. Alle Gedanken hat er in ein Büchlein notiert und in der Corona Zwangspause Zeit gefunden seine Aufzeichnungen zu sichten, zu verfeinern und zu ergänzen bis er schließlich seine neue Ausstellung zusammenstellen konnte.
Man braucht Zeit und Muse um sich von den Grafiken und Texten mitnehmen zu lassen. Denn in jeder der Grafiken ist eine scharfsinnig ausgearbeitete Botschaft dargestellt, die manchmal offenkundig ist, wie etwa im Falle des blassgesichtigen dicken Mannes, der mit der Fernbedienung in der Hand in seinem Fernsehsessel Wurzeln geschlagen hat. Aber mache Botschaften erschließen sich erst bei intensiverer Betrachtung. Die Grafik zum Thema Landnahme etwa, die bei der man lange überlegen muss, weshalb das Reh auf der Grafik so verschreckt und einsam ist.
Eindrucksvoll sind auch die „FliegendenTexte“ die direkt von der Straße des Lebens aufgesammelt wurden und nun auf den Fensterbänken und am Boden des Museums ausgelegt sind. Wie zum Beispiel:
„Sie wollte die Dinge gut machen, aber sie fand es gelinge ihr nicht. Sie schrieb einen Abschiedsbrief. Ihrer Meinung nach war auch der Abschiedsbrief nicht gut.
Nur ihrem Ehrgeiz verdankte sich ihr Leben, der Abschiedsbrief war nie gut genug.“
„Ihm kommt alles bekannt vor. Darum findet er sein Auto nicht wieder.“
Für die Ausstellung gilt im Rahmen des Hygienekonzepts Maskenpflicht und es dürfen sich maximal neun Personen gleichzeitig in der Ausstellung aufhalten.
Die sehr sehenswerte Ausstellung ist bei freiem Eintritt an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr bis einschließlich Sonntag 11. Juli 2021 geöffnet.