(Ludwig Schütz) Im Rahmen unserer Städtpartnerschaft mit der ungarischen Stadt Iszkaszentgyörgy wurde eine kleine Abordnung der Pappenheimer Feuerwehr zu diesem Jubiläum eingeladen. Die Einladung erfolgte seinerzeit persönlich durch die Vorsitzende des dortigen Feuerwehrvereins, Edit Bajkai, anlässlich des Treffens von Franzosen und Ungarn Ende Mai, Anfang Juni d. J. in Pappenheim.
Weitere persönliche Einladungen ergingen durch den ungarischen Bürgermeister Attila Gáll an Pappenheims Bürgermeister Uwe Sinn und an das für Ungarn zuständige Vorstandsmitglied „Europäische Städtepartnerschaften Pappenheim e. V.“, Ludwig Schütz.
Bei spätsommerlichem Wetter war bereits um 8.00 Uhr Antreten aller Feuerwehrgruppen in Ausgehuniform zur Gedenkfeier mit Totenehrung und Abspielen der Nationalhymne angesagt, zusammen mit Bgm. Attila Gáll und der Vorsitzenden des örtlichen Feuerwehrvereins, Edit Bajkai, vor dem Schloss Pappenheim.
Anschließender Marsch zum Feuerwehrhaus mit verschiedenen Ansprachen von Vertretern befreundeter Feuerwehren, u. a. einer Abordnung aus der Hauptstadt Budapest mit Überreichung von Geschenken. Bgm. Uwe Sinn und der Vorsitzende des Feuerwehrvereins Pappenheim, Uwe Lampmann, beglückwünschten die Feuerwehr zu ihrem 130. Gründungsjubiläum (Alexander Josef, Graf von Pappenheim, initiierte 1884 die Gründung), Einweihung und Segnung einer Gedenksäule und eines neuen Feuerwehrautos durch die beiden örtlichen Geistlichen der katholischen und der reformierten Kirche.
Nach der Rückkehr zum Schloss, hörten alle die Ansprache der finnischen Vizebotschafterin, Leena Liukkonen, die extra aus Budapest angereist war. Es gibt ja, wie schon früher berichtet, eine freundschaftliche Beziehung zwischen der Gemeinde Iszkaszentgyörgy und der finnischen Botschaft, die darauf zurückzuführen ist, dass die Botschaft während des 2. Weltkriegs in das Pappenheimer Schloss ausgelagert war.
Anschließend Schau-Vorführungen der anwesenden Feuerwehrgruppen aus den Nachbarorten, u. a. mit Stuhlweißenburg, der 13. Feuerwehrbrigade aus Budapest, sowie der Freiwilligen Feuerwehr aus Pappenheim. In einem nostalgischen Schauwettkampf mit Geräten aus dem 19. Jahrhundert hatten sich 12 Gruppen gemessen, incl. einer Kindergruppe außer Wertung. Nach einem Startsprint galt es dabei zunächst Uniformjacke, Funktionsgurt und Helm anzulegen. Dann erfolgte ein Wassertransport mit Eimern. Weiters galt es einen Löschschlauch über ein Hindernis zu bugsieren. Mit einem Schubkarren musste dann Material zum letzten Einsatzort gebracht werden, während die Mannschaft mit Hand-Schulter-Kontakt nach vorne stürmte.
Ein alter Feuerwehrpumpwagen(Wipppumpe), musste mittels Saugschlauch bei zeitaufwendigen Messing-Schraub-Verbindungsstücken mit einem Wasserbassin verbunden werden. Die übrigen Teammitglieder bauten inzwischen das Pumpgestänge an (hier hakte es beim Pappenheimer Team etwas) und fingen sofort an zu pumpen. Am Ende des 30m-Schlauchteils befand sich die Spritzeinheit, das bei den Pappenheimern Teammitglied Uwe Sinn festhielt. Sobald die Schlossmauer mit der Wasserfontaine getroffen wurde, war der Wettkampf beendet, die Zeit wurde genommen. Unser Bürgermeister an der Spritze war hier sehr zielsicher und hatte auch für sehr neugierige Zuschauer noch ein wenig Wasser übrig …
Das Pappenheimer Team belegte mangels Arbeitsdrillich in Ausgehuniform, allerdings ohne Jacke, einen ehrenvollen 3. Platz. Sieger waren Profis aus Stuhlweißenburg vor der Budapester Brigade. Damit hatten sich die Pappenheimer wacker geschlagen und reckten ihren Pokal bei der Siegerehrung stolz in die Höh’.
Die abschließende Schauübung der Iszkaszentgyörger Wehr zeigte das sachgerechte Öffnen eines Unfallfahrzeuges mit Herausholen eines eingeklemmten und verletzten Beifahreres. Dabei kamen Spreizgerät und Hydraulikschere zum Einsatz. Auch die geklebte Frontscheibe wurde ganz schnell herausgesägt. Der Verletzte wurde dann auf dem Spineboard stabilisiert und in den Rettungswagen verbracht. Diese Leistung wurde mit viel Ablaus bedacht.
Uwe Lampmann, Teammitglied und Vereinsvorsitzender der Pappenheimer Wehr war interessierter Beobachter dieser Rettungsmaßnahme. Danach äußerte er sich ebenfalls voll des Lobes: „Die machen das auch nicht anders als wir, nur dass wir noch zusätzlich die auszuschneidende Scheibe abkleben, um den Verletzten ja nicht weiter zu gefährden. Aber immerhin war dieser gut abgedeckt!“ „Diese Maßnahmen sind offensichtlich europaweit Standard!“ schätzte der Pappenheimer Teamleiter.
Eine weitere Reihe von Veranstaltungspunkten wie Kochwettbewerb, Basketball, Fußball, Zumbamarathon für einen guten Zweck, Schminkwettbewerb u. a. rundeten den Tag ab.
Krönender Abschluss war der Feuerwehrball, bei dem kein Fuß zur Ruhe kam und der erst sehr spät endete …
Keine Frage, dass die Pappenheimer Feuerwehrler kräftig das Tanzbein schwangen! Beim Kirchenbesuch am Sonntag in der nahezu vollständig besetzten kleinen Kirche wurden wir als Pappenheimer Gruppe in Deutsch sehr herzlich begrüßt. Natürlich bekamen wir von der Predigt nicht viel mit, doch die Liturgie der reformierten Kirche ist der lutherischen sehr ähnlich. Wir wollten v. a. das Orgelspiel hören, war es doch die erste Gelegenheit nach dem Wechsel der Orgel aus unserer Galluskirche nach Iszkaszentgyörgy. Wir berichteten darüber. Organist János, der die Orgel voriges Jahr in Pappenheim abholte, ist nach dem gelungenen Einbau auf der Empore der Kirche sehr von diesem Instrument angetan und war des Lobes voll.
Der Sonntag Nachmittag stand ganz im Zeichen einer Besichtigungstour ins nahe Székesfehérvár (Stuhlweißenburg). Dort wurde u. a. die Hauptfeuerwache besichtigt – für die Pappenheimer Feuerwehrler ein „Muss“, einmal bei den Profis vorbeizuschauen und sich alle Einzelheiten erklären zu lassen. Die Ausrüstung hatte es ihnen besonders angetan. In der Arbeitsweise ist man sich ja ähnlich. Am Vortag waren Sie beim Wettkampf gegen jene ungarischen Profis nur ganz knapp geschlagen worden.
Der Abend endete nach einem Fußballspiel auf dem neuen Kunstrasenplatz mit einem kleinen Grillfest, zu dem sich noch einige Einheimische einfanden.
Früh war der Start am nächsten Morgen, um die lange Strecke gut bewältigen zu können.
Fazit der Gruppe: Ein einmaliges Erlebnis, schönes Jubiläum, freundliche Gastgeber, neue Freundschaften mit der örtlichen Feuerwehr und dem Fußballverein. „Das pflegen wir weiter“, war der Tenor unisono.
Das ist auch ganz im Sinne unseres Vereins, Bevölkerungsgruppen verschiedener Fachgebiete zu eben diesem Austausch von Gemeinsamkeiten zusammenzubringen und dabei Freundschaften zu pflegen.
Die Teilnehmer der Freiwilligen Feuerwehr Pappenheim:
Uwe Lampmann, Susanne Lampmann, Tom Lampmann, Alina Hüttinger, Sebastian Hüttinger und Max Löffler, dessen Vater auch den Microbus zur Verfügung stellte.
Kleine Historie:
Alexander Josef, Graf zu Pappenheim, * 20.03.1819 in Dennenlohe, † 6.2.1890 in Graz. Graf Alexander Josef war in Diensten des österreichischen Militärs und wurde nach Ungarn versetzt, wo er eine ungarische Baroness, seine spätere Gemahlin kennenlernte. Heirat am 21.09.1865 in Iszkaszentgyörgy mit Valerie Eugenie Maria Bajzat de Peszak, * 17.10.1827 in Stuhlweißenburg † 03.07.1920 in Iszka Graf Alexander Josef war der Begründer der Pappenheimer Nebenlinie in Ungarn.