Stützmauer am Dr.-Wilhelm-Kraft-Weg bleibt Pappenheimer Sorgenkind

Die Trockenmauer am Dr.-Wilhelm-Kraft-Weg beschäftigt Stadtverwaltung und Stadtrat seit mehr als zwanzig Jahren – ein Ende der Diskussionen ist vorerst nicht in Sicht. Der Blick auf die Entwicklung seit dem Frühjahr 2023 offenbart ein Wechselspiel aus pragmatischem Handeln, denkmalpflegerischen Anforderungen und finanziellen Engpässen. Deshalb wurde das Thema vorerst auf Eis gelegt.

Frühe Maßnahmen und erste Planungsschritte
Die Erkenntnis, dass sich die besagte Mauer in Richtung Straße neigt, ist seit 2006 immer wieder Thema im Stadtrat.

Im April 2023 schließlich war die Mauer, die sich zunehmend zur Straße neigte, Gegenstand eines Ortstermins mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Die Fachbehörde empfahl eine Voruntersuchung als Grundlage für eine denkmalgerechte Sanierung. Die Stadt beauftragte daraufhin das Bayreuther Ingenieurbüro B+D mit der Begutachtung des rund 30 Meter langen, städtischen Mauerabschnitts. Der Angebotspreis: 8.545,39 Euro brutto.

Während im Stadtrat teils kontroverse Meinungen zur weiteren Vorgehensweise geäußert wurden – etwa der Vorschlag, die Mauer durch eine neue, statisch stabilere Konstruktion aus Quadersteinen zu ersetzen –, blieb das Gremium letztlich einstimmig auf Denkmallinie: Die Trockenmauer als Einzeldenkmal müsse erhalten bleiben. Eine Untersuchung der Ursache für die zunehmende Neigung wurde mitbeauftragt.

Notsicherung als Zwischenlösung
Parallel dazu befasste sich der Stadtrat mit einer kurzfristigen Sicherung der Mauer, um Gefahren für Passanten und den fließenden Verkehr zu minimieren. Eine Wand aus Gabionen war im Gespräch; letztlich fiel die Wahl auf eine pragmatische Lösung mit sogenannten Betonlegosteinen. Diese Schutzmauer sollte nicht nur ein mögliches Herabstürzen von Mauerteilen verhindern, sondern auch eine Straßensperrung vermeiden. Die Mehrheit im Stadtrat sprach sich im April 2023 dafür aus – unter der Bedingung, dass die Kosten die Hälfte der ursprünglich kalkulierten Gabionenlösung nicht überschreiten.

Verzögerung durch Finanzierungslücken
Im Frühjahr 2024 folgte eine überraschende Wendung: Der ursprünglich beauftragte Untersuchungsauftrag wurde auf Drängen der Finanzverwaltung wieder zurückgenommen. Hintergrund war eine Rückmeldung der Städtebauförderung, wonach eine reine Mauerinstandsetzung – auch in Form der Voruntersuchung – nicht förderfähig sei. Ohne Zuschüsse sah sich die Stadt finanziell außerstande, die geplanten Schritte umzusetzen.

Daher blieb es vorerst bei der Sicherungsmaßnahme. Bürgermeister Gallus ließ die Betonschutzwand errichten, um der Verkehrssicherungspflicht nachzukommen und gleichzeitig Zeit für weiterführende Entscheidungen zu gewinnen. Auf eine Nachfrage des Landesamts für Denkmalpflege im August 2024, weshalb die angeforderten Untersuchungsergebnisse nicht eingereicht worden seien, konnte die Stadt mitteilen, dass derzeit keine weiteren Untersuchungen oder Sanierungsmaßnahmen vorgesehen sind – schlichtweg aus finanziellen Gründen.

Offene Fragen und ungewisse Perspektiven
Die Trockenmauer am Dr.-Wilhelm-Kraft-Weg ist damit weiterhin ein Mahnmal für die Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Denkmalschutz, öffentlicher Sicherheit und begrenzten Haushaltsmitteln.
Deshalb empfahl Bürgermeister Gallus dem Stadtrat, den Beschluss vom 20.04.2023 aufzuheben und die Sache zu einem späteren Zeitpunkt erneut in Angriff zu nehmen.

Dem widersprach Bettina Balz, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, entschieden. Zunächst stelle sich ihr die Frage, warum der damalige Beschluss ohne Information des Stadtrates zwei Jahre lang nicht umgesetzt worden sei. Außerdem fördere das Landesamt für Denkmalpflege nach ihrer Kenntnis sehr wohl die Voruntersuchungen. „Es ärgert mich schon, wenn ein Beschluss des Stadtrates einfach nicht umgesetzt wird und jetzt aufgehoben werden soll.“
Um eine denkmalpflegerische Sanierung der Mauer komme man – so Balz – nicht herum. Sie bat Bürgermeister und Stadtrat inständig, den Beschluss über die Beauftragung von Voruntersuchungen aufrechtzuerhalten. Schon allein deshalb, um zu erfahren, was die Gründe für die Neigung der Stützmauer seien, die schließlich schon seit mehr als 200 Jahren stehe.

Die Situation sei nicht zufriedenstellend, räumte Walter Otters von den Freien Wählern ein. Er wies jedoch darauf hin, dass man die Stützmauer in absehbarer Zeit sicher nicht sanieren werde. Da helfe es auch nicht, jetzt ein Gutachten erstellen zu lassen. „Was hilft uns dann eine Untersuchung, die alt ist?“, argumentierte Otters.
Dieser Meinung schlossen sich auch alle nachfolgenden Redner der anderen Fraktionen an, sodass das Ergebnis der Abstimmung mit 15:2 Stimmen absehbar war.

Per Beschluss wurde festgelegt, die Untersuchung für das Baudenkmal Stützmauer nicht weiter zu verfolgen und das Thema 2027 erneut im Stadtrat zu behandeln. Dann soll die Sanierung im Jahr 2028 in den Finanzplan aufgenommen werden. Abzuwarten bleibt, ob dieser Beschluss dann umgesetzt oder erneut aufgehoben wird.
Bis dahin schützt eine Wand aus Betonlegosteinen das historische Mauerwerk – und damit auch die Passanten – vor dem Schlimmsten.