Kunstparcours soll den Dialog beflügeln

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In Pappenheim gab es jetzt nach den Corona Einschränkungen die zweite Vernissage für eine Kunstausstellung beim Kunst- und Kulturverein. Diesmal präsentiert der Westmittelfränkische Künstlerkreis mit 15 professionellen Künstlerinnen und Künstlern einen Kunstparcours, der sich einen Kilometer lang von der Stadtwerkeinsel bis zur Weidenkirche erstreckt. Im Museum an der Stadtmühle sind Gemälde, Kleinskulpturen und Installationen der insgesamt 40 Kunstwerke ausgestellt. Bei einem Aktionssonntag am 25. Juli gibt es bei den Kunstwerken einen Künstlerdialog mit den Besuchern der Kunstparcours.

„Kunst und Kultur mussten in den Corona Zeiten als erste schließen und waren die letzten, die wieder öffnen durften“, beklagt der Bildhauer Uhr Buley aus Neuendettelsau. Deshalb ist die Freude unter den Kunstschaffenden groß, ihre Werke endlich wieder präsentieren zu können und den Dialog mit den Betrachtern zu haben. Und diesen Dialog hat es schon beim Aufbau der Kunstwerke und Installationen auf in Pappenheim reichlich gegeben. Denn die ausgestellten Skulpturen und Installationen sind so vielfältig wie die Kunst selbst und haben in der Bevölkerung teilweise heftige Diskussionen ausgelöst. Da gibt es beispielsweise die befreiend wirkende und himmelwärts gerichtete Installation „Lichtfarben und Wind“, der Pappenheimer Künstlerin Renate Gehrke in der Weidenkirche und gleich daneben die Installation „Grab 8“ von Uhr Buley, mit dem er die Auferstehung der Kunst nach der langen Zwangspause darstellen will. Im Bahnweg hat die Installation „An den nächsten sieben Tagen“ die Gemüter in Pappenheim ganz besonders erregt. Dort findet man zwischen den Bäumen sieben beidseitig bedruckte Tafeln mit immer dem gleichen vermummten Gesicht, von dem nur ein Augenpaar in den Bahnweg blickt. Auf der schwarzen Maske sind auf hellen Zetteln für Betrachter mit ausreichender Sehstärke Botschaften geschrieben wie etwa: „Kunst schweigt“ „Corona raus!“, „Kunst Schweigt“, „Leben bleibt gut“, „Gott war Tot“ oder „Demokratie war lustig“.

Angesichts des für Pappenheimer Verhältnisse gigantischen Kunstprojekts war es verständlich, dass der Platz auf der Remise bei Weitem nicht ausreichte für die vielen Gäste bei der Vernissage. Diese haben Trixi Weiß, Violine und Peter Gschwandtner, Kontrabass musikalisch recht frisch und luftig eröffnet.

„Unsere ganze Stadt steht ab heute bis zum 12. September ganz im Zeichen der Kunst“, freute sich Bürgermeister Florian Gallus bei seinem Grußwort. Kunstwerke würden, wenn sie die Werkstatt des Künstlers verlassen haben an ihrem neuen Wirkungsort ein überraschendes Eigenleben entwickeln. Er wünsche und hoffe, dass sich dies auch auf dem Ausstellungparcours in Pappenheim zeigen werde.

Viel Zeit und Energie sei investiert worden, bevor in einer noch von der Pandemie geprägten Zeit die Eröffnung gefeiert werden konnte. „Umso mehr möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie uns an Ihrer Kunst teilhaben lassen und Sie nicht müde werden, Ihre Ideen in die Tat umzusetzen“ sagte Gallus. Er zeigte sich überzeugt davon, „dass unsere Welt ohne den magischen Zauber der Kunst ärmer wäre.“

„..am Ende doch ein Apfelbaum – das Klingt nach Happy End“, meinte Clemens Frosch, der 1. Vorsitzende des Kunst- und Kulturvereins. Soweit ist es aber noch nicht, meinte Frosch, „Wir zeigen aber dass trotz und auch mit Corona, dass die Kunst nach wie vor systemrelevant ist.“ Kunst war immer da, könne sich aber erst jetzt und im Moment wieder zeigen. Mutig und dringend notwendig sei es von den Künstlern sich und ihre Kunstwerke im öffentlichen Raum zu zeigen, denn nach seiner Meinung sei Kunst nicht nur fürs Museum gemacht.

Der Zeitpunkt sei gut gewählt nach einer Zeit, in der sich die Bürger Pappenheims jahrelang mit ihrer Innenstadt auseinandersetzen mussten. Das „öffentliche Wohnzimmer“ in der Altstadt bringe keine Lebensqualität, wenn man es nur als Abstellplatz für überdimensionierte Autos gestalte. „Das macht keine Lebensqualität und keinen Sinn“, stellte der Vorsitzende fest. Vielmehr gelte es diesen Raum zu genießen und vielseitig zu nutzen. Dazu gehöre auch Kunst zu betrachten und zu diskutieren

Der Bildhauer Uhr Buley sprach das Grußwort für die Aussteller, die als Künstler ihr Brot verdienen und mit dem Westmittelfränkischen Künstelrkreis im Berufsverband Bildender Künstler*innen organisiert sind. Ohne Mithilfe und Förderung sei so ein Kunstprojekt wie in Pappenheim nicht zu stemmen und natürlich wollen die Künstler*innen ihre Werke auch verkaufen. Zur Auflockerung forderte Buley gleich zu einem „Gesellschaftsspiel“ auf bei dem er eine künstlerisch gestaltete Seidenkrawatte im dritten Gebot für 15 Euro versteigern konnte. „Wenn Sie die Krawatte tragen, entwerten Sie die Kunst“, erklärte Buley bei der Abgabe des ersten Gebots.

Die Aussteller, die alle nur einen Teil ihrer Kunstwerke präsentieren, seien froh, nach Corona endlich wieder mit dem Betrachter ins Gespräch zu kommen. „Jetz gibt es die Chance wieder zusammen zu sein“, brachte es Buley auf den Punkt.

Lob und Dank
Mit dem Pappenheimer Kunstparcours ist es gelungen in einem engagierten Zusammenwirken vieler Kräfte eine Kunstszene mit großer Strahlkraft zu installieren.
Deshalb gab es auch von allen viel Lob und Dank. Im Mittelpunkt des Lobs standen dabei die Mitarbeiter des Städtischen Bauhofs, die fast eine Woche lang bei der Einrichtung der Kunstwerke „begeistert mitgemacht haben“. Gedankt wurde auch der Stadtverwaltung Pappenheim und dem Stadtrat für die Unterstützung. Clemens Frosch bedankte sich besonders bei den privaten Grundstücksbesitzern, die das Aufstellen der Kunstobjekte auf ihrem Grund zuließen. Lob und Dank gab es auch für das Engagement des Pappenheimer Kunst- und Kulturvereins und nicht zuletzt für die 15 Künstlerinnen und Künstler das Westmittelfränkischen Künstlerkreises, durch die diese Kunstparcours erst zustande kommen konnte.

Weitere Kunstprojekte in Pappenheim
Koordiniert und zusammengestellt hat den Pappenheimer Kunstparcours Klaus-LEO Drechsel aus Rednitzhembach (bei Schwabach), der mit dem „Blauen Rohrblütler“ am Eventplatz, den Bienen auf dem Platz vor der Bäckerei Lehner und mit dem Nest am Bahnweg vertreten ist. Wie auch die Redner bei der Vernissage lobt er die außerordentlich gute Zusammenarbeit mit dem Kunst- und Kulturverein und Stadt Pappenheim wobei auch er das Engagement der Bauhofmitarbeiter ganz besonders hervorhebt.
Drechsel ist begeistert von den Ausstellungsmöglichkeiten in Pappenheim. Besonders gefällt ihm die klare Achse von der Stadtwerke Insel zur Weidenkirche, auf der sich die Pappenheimer und die Touristenströme bewegen. Obwohl der Westmittelfränkische Künstlerkreis in Pappenheimer seinen ersten Kunstparcours präsentiert, will Klaus-Leo Drechsel die Stadt im Auge behalten und hat schon erste Ideen für noch viel größere Kunstprojekte in Pappenheim.

Der Pappenheimer Kunstparcours ist öffentlich und deshalb bis zum 12. September 2021 rund um die Uhr zu besichtigen. Die Kunstausstellung im Museum an der Stadtmühle ist an Sonn- und Feiertagen von 14:00 bis 17:00 Uhr bis einschließlich Sonntag 12. September 2021 geöffnet. Der Eintritt ist frei, Spenden für den Kunst- und Kulturverein sind herzlich willkommen. Für den Besuch der Räume und Veranstaltungen gelten die jeweils gültigen Corona Regeln.

Bei einem Aktionstag des Westmittelfränkischen Künstlerkreises am Sonntag, den 25. Juli wird es Künstlergespräche bei den Kunstobjekten und im Museum an der Stadtmühle geben.