Gräfin Ursula zu Pappenheim in der Familiengruft beigesetzt

Mit rund 400 geladenen geladenen Trauergästen aus Adel, Politik und Wirtschaft wurde Ursula Gräfin zu Pappenheim am Samstag in der Familiengruft der Klosterkirche beigesetzt. Am Morgen nahmen bereits viele Pappenheimer am Sarg der Verstorbenen im Augustinerkloster Abschied. Landrat Gerhard Wägemann unterstrich im einzigen Nachruf die menschliche Strahlkraft der Verstorbenen, die es nun im Pappenheim nicht mehr gibt.

Schon lange vor Öffnung der Pforte zur Augustiner Klosterkirche versammelten sich am Morgen in der Klosterstraße viele Pappenheimer um die Gelegenheit des Abschieds am Sarg von Gräfin Ursula zu Pappenheim wahrzunehmen. Auch eine Abordnung der BRK-Rettungswache und der Privilegierten Schützengesellschaft 1491 Pappenheim waren unter den Wartenden. Letzte stellte die erste Ehrenwache am Sarg, der mit einem Sargtuch bedeckt  war, welches die Pappenheimer Eisenhüte zierten. Bis zum Beginn der Beisetzungsfeierlichkeiten wurden weitere Ehrenwachen von  den Jägern der gräflichen Jagd und den Jagdhornbläsern aus Weißenburg gestellt.

Im Lauf des Vormittags pilgerten viele Trauernde vom Marktplatz zum Augustinerkloster. Auch wenn es für einige ein beschwerlicher Weg war. „Das ist mir Gräfin Ursula Wert“, sagt eine ältere Dame, die mit einem Rollator auf dem Kopfsteinpflaster sichtlich angestrengt zum Kloster hinaufschiebt.

Auch an der Gedenkstelle vor dem Neuen Schloss, die auf private Initiative eingerichtet wurde, hielten viele Passanten im stillen Gedenken an Gräfin Ursula inne. Das Rathaustor war geöffnet und bis zum Abend konnten sich die Trauernden in ein städtisches Kondolenzbuch eintragen.

Die Helfer der BRK-Bereitschaft Pappenheim standen in der Nähe des Klosters in Bereitschaft. Für die Verkehrsregelung vor und nach der Trauerfeier sorgten die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Pappenheim und Polizeichef Dieter Meyer hat es sich nicht nehmen lassen selbst vor Ort zusammen mit seinen Kollegen für die Verkehrssicherheit zu sorgen. Das erwartete Verkehrschaos ist ausgeblieben, weil sich die Verkehrsteilnehmer größtenteils diszipliniert verhalten haben und rechtzeitig angereist sind. In zwei Fällen leistete ein Polizeikombi sogar Shuttledienste und brachte gehbehinderte Trauergäste vom Marktplatz zur Klosterkirche. .

An  der Trauerfeier nahmen Vertreter des Adels, Vertreter aller Politikebenen und  der Wirtschaft teil. Die Privilegierte Schützengesellschaft Pappenheim 1491 Pappenheim und die Freiwillige Feuerwehr Göhren erwiesen mit Fahnenabordnungen die letzte Ehre.

Carl Christian Fürst von Wrede und Katalin Fürstin von Wrede waren unter den Trauergästen wie auch die Gräflichen Häupter Graf und Gräfin Adelbert von der Recke, Graf Botho und Franz zu Ortenburg und Graf zu Castell Castell.

MdB Arthur Auernhammer, MdL Manuel Westphal, Bezirksrat Alexander Küßwetter, Landrat Gerhard Wägemann, Bürgermeister Uwe Sinn und nahezu der gesamte Stadtrat der Stadt Pappenheim, sowie Bürgermeister aus der Region waren die Politischen Vertreter. Die Vereinigung Allniederlandt war mit 54 Mitgliedern in der Klosterkirche vertreten.

Die 90minütige Trauerfeier die von Dekan Wolfgang Popp zelebriert wurde, bekam ihren festlichen Rahmen auch durch die musikalische Gestaltung des Posaunenchors Langenaltheim, des Orgelspiels von Sven Bergdolt und die Darbietung der Weißenburger Jagdhornbläser.

In einer feierlichen Zeremonie wurde das zusammengefaltete Sargtuch an Graf Johannes von und zu Egloffstein überreicht, der danach die Glocke im sogenannten Hungerturm des Klosters läutete. Unter Glockengeläut wurde der Sarg in die Familiengruft unter der Klosterkirche getragen, wo nun Gräfin Ursula zu Pappenheim ihre letzte Ruhestätte gefunden hat.

Einzig zugelassener Trauerredner war Landrat Gerhard Wägemann. Auch für den anschließenden Empfang im neuen Schloss wurde vom Trauerhaus gebeten von Nachrufen, Grußadressen und Reden abzusehen.

Allerding ließ der Landrat in seiner Rede die Liebenswürdigkeit und Bürgernähe der Verstorbenen in der Klosterkirche noch einmal lebendig werden und verlieh der Trauerfeier eine menschliche Komponente, über die sich Ursula Gräfin zu Pappenheim bestimmt gefreut hätte. In seiner Rede sprach Gerhard Wägemann von einer beeindruckenden Persönlichkeit, „die über Jahrzehnte hinweg der gräflichen Familie ein leutseliges, populäres und sympathisches Gesicht gab“.

Die Rede von Landrat Gerhard Wägemann ist nachfolgend ungekürzt abgedruckt und steht auch zum Ausdruck  bereit.

[Den Nachruf von Landrat Gerhard Wägemann für den Ausdruck finden Sie hier …]

Nachruf von Landrat Gerhard Wägemann zur Beisetzung von
Ursula Gräfin zu Pappenheim am 13. Januar 2018
Sehr verehrte gräfliche Familie, sehr geehrte Angehörige, werte Trauergemeinde,

wir müssen heute leider für immer Abschied nehmen von einem großartigen Menschen, mit dem wir alle auf unterschiedliche Art und Weise verbunden waren: von unserer hochverehrten und allseits geschätzten Ursula Gräfin zu Pappenheim.

Wir alle sind erfüllt mit tiefer Trauer um unsere Ursula Gräfin zu Pappenheim, die in unserer Tageszeitung zu Recht als eine „Pappenheimer Ikone“ bezeichnet wurde, die über Jahrzehnte hinweg der gräflichen Familie ein leutseliges, populäres und sympathisches Gesicht gab.

Zu diesem großen und schmerzlichen Verlust spreche ich Ihnen, der gesamten gräflichen Familie, und allen Angehörigen sowohl ganz persönlich wie auch im Namen des Landkreises WeißenburgGunzenhausen und der Stadt Pappenheim, der anderen Kommunen sowie aller örtlichen und überörtlichen Vereine und Institutionen unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme aus. Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Trost in dieser so schmerzlichen Lebenssituation.

Gräfin Ursula war in der Tat eine beeindruckende Persönlichkeit, vielseitig interessiert, volksnah, unkompliziert, dennoch klar in ihren Vorstellungen, eine Respektsperson, die mich beeindruckte, zu der auch ich stets aufschaute und ihr meine große Wertschätzung entgegenbrachte.

Wenn ich an sie zurückdenke, kommt mir das Sprichwort „Wer rastet, der rostet“ in den Sinn. Ursula Gräfin zu Pappenheim war ihr Leben lang nicht nur eine leutselige und gesellschaftsliebende Frau, nein, sie war auch sehr sportlich und hielt sich bis zuletzt körperlich fit. Sie beherzigte eben dieses bekannte Sprichwort „Wer rastet, der rostet“ und blieb bis ins hohe Alter sportlich aktiv.
Zu meinem Erstaunen besuchte sie das gleiche FitnessStudio wie ich und noch im Frühjahr 2017 konnte ich sie dort treffen. Sie wollte sich körperlich so fit wie nur möglich halten. Sie ging – solange es ihr körperlich möglich war gerne Skilanglaufen, Reiten, auf die Jagd und sie war gerne in der Natur. Sie bewies auch eine ruhige Hand und war mehrmals Schützenkönigin in ihrem Schützenverein. An „rasten“ und „rosten“ war bei ihr trotz ihres hohen Alters nicht zu denken.

Gräfin Ursula war mir zwar auch schon früher vom Namen her ein Begriff, doch meine erste richtig bewusste Begegnung mit ihr hatte ich erst anfangs der 90er Jahre, als sie auf dem Gelände des Autohauses Neulinger in Weißenburg an einem BungeeSprung vom Autokran teilnahm, was nicht nur ich gar nicht glauben wollte! I
ch war völlig überrascht, dass eine so hoch angesehene Adelige – und noch dazu in ihrem auch damals schon etwas fortgeschrittenen Alter – dies tat und den Mut aufbrachte, sich am Gummiseil hängend in die Tiefe zu stürzen.
Das sorgte auch für einen entsprechenden Zeitungsbericht, wie ich mich erinnern kann.

Schon damals beeindruckte sie mich als starke Persönlichkeit und sie war mir von Anfang an sehr sympathisch. Erfreulicherweise verspürte ich im Laufe der Jahre, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte. Wir verstanden uns gut und wir mochten uns auch. Da mir in meiner Kindheit und Jugendzeit vermittelt wurde, dass man Respekt vor anderen und insbesondere vor herausgestellten Persönlichkeiten hat, war es für mich persönlich eine große Ehre, so ein menschlich angenehmes und unkompliziertes Verhältnis mit Gräfin Ursula haben zu dürfen.

Ein schönes Erlebnis mit ihr war beispielsweise das 50jährige Feuerwehrfest 2010 in Rothenstein, bei dem sie selbstverständlich Ehrengast war: Da sie nicht mehr so gut über das Feld laufen konnte, hakte sie sich einfach bei mir ein und ich sollte sie vom Festzelt zu Ihrem Auto führen. Oder aber das große Feuerwehrfest letztes Jahr in Geislohe. Die Schirmherrin dieses Festes bat mich, Gräfin Ursula möglichst zur Teilnahme am Fest zu bewegen. Sie wollte für Gräfin Ursula für den Festzug eigens eine Kutsche zur Verfügung stellen, da sie ja zu der Zeit nicht mehr gut zu Fuß war.
Gräfin Ursula sagte mir bei meinem Anruf unter der Bedingung zu, dass ich mit ihr zusammen in der Kutsche fahre, was ich natürlich auch gerne tat. Nach dem Festzug im Bierzelt sagte sie zum ersten Mal „Du“ zu mir. Zuvor waren wir immer beim förmlichen „Sie“. Auf meine Frage, wie wir es denn nun künftig halten wollten, „Sie“ oder „Du“, erklärte sie mir: „höchste Zeit, dass wir Du zueinander sagen“.
Danach brachte ich sie zu ihrem Auto, in dem ihr geliebter Dackel – der nie fehlen durfte und den sie stets dabei hatte – schon auf sie wartete.

Ursula Gräfin zu Pappenheim war nicht nur nah dran an den Menschen in Pappenheim und den umliegenden Dörfern und Gemeinden, sie war vor allem auch bis zuletzt an allem um sie herum sehr interessiert und sie war in unglaublich vielen Vereinen aktiv. Noch eine Woche vor ihrem Sturz war sie wie jeden Samstag um 11 Uhr im EdekaCafè bei ihrem Stammtisch.

Ihr geliebtes Pappenheim war für sie ihr Ein und Alles und den Menschen hier war sie immer ganz besonders verbunden. Sie war hier in so vielen Vereinen und Organisationen aktiv dabei, dass eine Aufzählung fast den Rahmen eines Nachrufs sprengt und zudem die Gefahr birgt, einen Verein oder eine Institution zu vergessen. Dennoch will ich die mir bekannten hier nennen:

Gräfin Ursula war langjährige Kreisvorsitzende beim Bayerischen Roten Kreuz,
aktiv im Kirchenvorstand der Evangelischen KirchengemeindePappenheim,
im Heimat und Geschichtsverein Pappenheim,
im Kunst und Kulturverein,
im Europäischen Verein,
der Privilegierten Schützengesellschaft 1491,
im Theaterverein,
der Freiwilligen Feuerwehr,
im Turnverein,
im Pappenheimer Straßenmuseum,
bei den Maibaummädels und -jungs.
Auch für die Werbegemeinschaft und
TouristInfo war sie immer ansprechbar. Besonders die Verbindung zur Vereinigung Allniederlandt war ihr immer eine besondere Herzensangelegenheit und sie übernahm gerne und lange die Schutz- und Schirmherrschaft für diesen Freundschaftsbund.

Ihre Leidenschaft galt darüber hinaus der Kunst. Sie hat Malkurse unter anderem bei Herrn Prof. Mangold und bei Herrn Jopin besucht. Porträts malte sie dabei besonders gerne in ihrem Malkreis. Gerne reiste sie auch und besuchte – stets auf der Suche nach neuen Erkenntnissen und Erfahrungen mit anderen Kulturen sowie spiritueller Lebenseinstellungen – verschiedenste Länder und Kontinente. Außerdem liebte sie Blumen; es wurde sogar von der Baumschule König eine Rose nach ihr benannt.

Verehrte Trauergemeinde,
Ursula Gräfin zu Pappenheim verkörperte für mich in bester Weise Pappenheim und das gräfliche Haus. Sie war in der Bevölkerung hoch angesehen und wurde geradezu verehrt. Sie hatte keinerlei Standesdünkel oder Allüren und zeigte keine Berührungsängste, weswegen sie auch überall so beliebt war.

Erinnern wir uns daher an diesem Tag des Abschieds an die schönen Begegnungen und gemeinsamen Erlebnisse, die uns mit Ursula Gräfin zu Pappenheim verbinden. Sind wir dankbar, dass wir sie erleben durften. Ich verneige mich in Ehrfurcht und Dankbarkeit vor der Verstorbenen und ihrem großartigen Lebenswerk. Ich werde sie nie vergessen und stets in bester Erinnerung behalten. Verehrte, liebe Ursula Gräfin zu Pappenheim,

ruhe in Frieden!

[Den Nachruf von Landrat Gerhard Wägemann für den Ausdruck finden Sie hier …]