Mit dem Heinz Erhardt Stück „Das hat man nun davon“ hat die Theatergruppe Pappenheim die Herausforderung gesucht, auch einmal großes Theater zu spielen. Der Schauspielertruppe ist es unter der Regie von Anette Pappler im Theatersaal des Gasthauses Zagelmeyer in Neudorf eindrucksvoll gelungen, das Publikum mit der Parodie auf Politik, Beamte und Behörden zu begeistern.
Heinz Erhardt war in den 1970er Jahren ein bekannter und beliebter Humorist, Schauspieler und Dichter. Durch seinen höchst eigenwilligen und liebenswerten Humor hat er vielen Gedichten, Filmen und Bühnenstücken seinen Stempel aufgedrückt. Aus seiner Feder stammt auch der Dreiakter „Das hat man nun davon“, zu dem die Urfassung von Wilhelm Lichtenberg als Vorlage diente.
Mit diesem bekannten Bühnenwerk das in den 1970er Jahren mit Heinz Erhardt auch verfilmt wurde, hat die Theatergruppe Pappenheim kürzlich im Neudorfer Gasthof Zagelmeyer eine besonders glanzvolle Vorstellung gegeben.
Schon das Theaterfoyer vermittelte den Hauch von großem Theater. Im Kuppelsaal versorgte die Familie Dengler mit ihren Helfern die Gäste mit Baguettes und einer Getränkevielfalt wie man sie auch aus großen Theaterhäusern kennt.
Das Stück selbst beginnt in einer Amtsstube des Finanzministeriums in den 1970er Jahren. Dort sieht der kauzige Beamte, Amtsschreiber Willi Winzig (Hans-Peter Lang), immer noch vom Eifer durchdrungen, seiner nur noch eine Woche entfernten Pensionierung entgegen. „Ich mache alles, was uns bei der Bevölkerung unbeliebt macht. Wenn ich versage hat der Staat überhaupt kein Geld mehr“, sagt Willi Winzig, der von der Stenotypistin Fräulein Weguscheit (Verena Wenzel) angehimmelt und von der Büroangestellten (Anida Cemal) fürsorglich behandelt wird. Er selbst aber ist in Frau Dr. Sigrid Kubin (Britta Schober) verliebt, der allerdings auch der Jurist Dr. Viktor Senn (Thomas Henle) schöne Augen macht. Dr. Kubin ist Tierärztin und will mit allen Mitteln – auch mit weiblichem Charme – die Förderung ihres Forschungsprojektes zur Bekämpfung der Staupe erreichen.
In Winzigs Aktenschrank entdeckt Dr. Senn uralte Steuerakten mit Forderungen und Ablehnungen, die Winzig aus Gutherzigkeit zurückgehalten und gestapelt hatte, anstatt sie an die Steuerpflichtigen abzuschicken. Allerdings verspricht der Jurist den Skandal zurückzuhalten bis Winzig seine Pension erreicht hat. „Sparen sparen und nochmals Sparen“, ist das Dogma des Sektionschefs Dolleschall (Manfred Walter). Als der Pfennigfuchser das Fräulein Dr. Kubin mit ihrem Förderantrag brüsk abweist, rastet Winzig aus und legt sich mit Dolleschall an, weshalb ihm dieser – aus Sparsamkeitsgründen natürlich – die Pension kürzen will.
Da nun die Pensionsansprüche Winzigs in Gefahr sind, rät ihm der Jurist auf verrückt zu machen, weil bei Unzurechnungsfähigkeit eine Pensionskürzung ausgeschlossen ist. Durch die Bemühungen Winzigs als unzurechnungsfähig anerkannt zu werden, nimmt das Stück nun immer mehr Fahrt auf.
Finanzminister Alfred Kuhländer (Bernd Schwald), der als Landwirt sein Ministeramt nur widerwillig ausübt und auf einen baldigen Rücktritt hinarbeitet, kann nicht einmal seine eigenen Finanzen in Ordnung halten. Trotz aller Verrücktheiten, die sich Winzig einfallen lässt, gefällt dem Finanzminister das Verhalten des kleinen Beamten. „Sie sind der vernünftigste Mensch, der mir seit langem begegnet ist. Sie machen das einzig richtige, was man mit diesen verstaubten blödsinnigen Akten machen kann“, lobt der Minister den Amtsschreiber Winzig.
Im Foyer des Staatsbanketts trifft der Finanzminister Kuhländer seine Ministerkollegin aus dem Landwirtschaftsministerium Dr. Erika Finz (Pia Brunnenmeier), die sich als Finanzexpertin in ihrem Ministeramt ebenfalls deplatziert vorkommt. Die beiden treffen im Foyer auch auf den Südamerikanischen Gesandten SeniorAlcaly dy Buertosi Aganemtsich (Max Löffler), der in einem wunderbaren Vortrag vollmundig die absonderlichsten Kooperationsvorschläge macht.
Turbulent wird es, als Winzig das Konzert bei dem Staatsbankett durch lautes Zwischenrufen beendet und auch noch den Minister ohrfeigt.
Allerdings hat das nicht die Folgen, die man als Zuschauer erwarten würde. Denn – das hat man nun davon – im dritten Akt hat Winzig als Amtsrat Fördergelder zu vergeben und wird dementsprechend von Dr. Kubin umgarnt. Und auch der smarte Journalist Sabander (Daniel Enderlein) taucht gleich mit einer ganzen Menge von Empfehlungsschreiben aus aller Welt bei Winzig auf. Als Winzig Sabander aus seinem Büro wirft und noch dazu die Fördergelder für das Staupenprojekt von Fräulein Dr. Kubin an die Flutopfer umleitet, steht die Zukunft Winzigs schon wieder am Abgrund. Allerdings ist auch diesmal der Ausgang anders als erwartet.
Spritzig, turbulent und gekonnt ist dieses Bühnenstück von Anette und Marianne Pappler in Szene gesetzt, in dem die Vorgänge in der Politik und in den Behörden aufs Korn genommen werden. Der Dreiakter mit einem wohl ewig aktuellen Thema, entwickelt seine Klasse aus den Wortspielen und überraschenden Wendungen, wie sie für Heinz Erhardt typisch sind. Zum Beispiel sagt Winzig: „Ich habe mich lange in Schweigen gehüllt – jetzt enthülle ich mich“. Bei der Inszenierung verkörpert Hans-Peter Lang die Rolle des Willi Winzig mit Leib und Seele. Überzeugend spielt er mit großartiger Gestik und Mimik, in allen Phasen des Stücks, den sehr pflichtbewussten Nieselprim genauso großartig, wie den verrückten Spinner. Begünstigt wird seine schauspielerische Leistung von der geschickt ausgewählten Besetzung der weiteren Rollen. Die Darstellung der Führungskräfte und Mitarbeiter in einem Ministerium bildet einen wunderbaren Rahmen für ein stimmiges Gesamtbild der Aufführung und sorgte mit Wortwitz und Situationskomik für viel Vergnügen, Jubelrufe und sehr viel Applaus im Publikum. Unterstützt wurden die Schauspieler von der erfahrenen Souffleuse Manuela Urban.
Wer gerne herzhaft über Wortspiele und intelligente Blödeleien lacht, hat die Gelegenheit am Samstag, 24. November um 19:30 die zweite Aufführung des köstlichen Dreiakters zu erleben.
Fleißige Helfer waren am Werk, um für das Schauspiel den entsprechenden Rahmen zu erstellen. So sorgten Anette und Marianne Pappler für die Kostüme, in der Maske waren Tamara und Dieter Knoll sowie Anida Cemal tätig. Licht und Technik arrangierte Jörg Gerber und beim Bühnenbau waren Richard Schwimmer, Nermin Cemal, Thomas Henle und Jörg Gerber am Werk.
Für weitere Unterstützung bedankt sich die Theatergruppe Pappenheim bei der Firma Gerhard Sippekamp, beim Kunst- und Kulturverein Pappenheim und bei Familie Rainer Dengler aus Neudorf für die Bereitstellung des Theatersaales.