Ihre 114. Großweltumsegelung (GWU) haben 19 Sozietäten Vereinigung Allniederland am vergangenen Wochenende in Pappenheim gefeiert. Ausgerichtet hat dieses dreitägige Treffen in diesem jahr die Sozietät der „Grachten“ aus Ansbach. Die Höhepunkte waren auch in diesem Jahr die VAN-tastische Begegnung, das Festspiel, der Umzug zur Burg und die Maienpredigt im Burghof.
Es ist ja heutzutage schwer zu glauben, dass man in Pappenheim als einem trauten Nest drei Tage glückselig feiern kann. Die Niederländer, die immer Ende Mai für drei Tage nach Pappenheim kommen, können das. Denn sie haben sich der Kunst in allen Erscheinungsformen, der Muse und der aufrichtigen Männerfreundschaft verschrieben. Bei ihren Treffen dürfen sie an ihrer fröhlichen Tafelrunde über alles reden nur nicht über Politik, Beruf und Religion. Das mag ein Grund dafür sein, dass die Vereinigung Allniederlandt auch in diesem Jahr frohe Tage in Pappenheim genießen konnte. Immerhin hält der Verbund Allniederlands nun schon seit 1870 mit seiner ursprünglichen Idee und kann also im kommenden Jahr sein 150jähriges Gründungsfest feiern. Dieses ist im Ramen der nächstjährigen GW’U auf der Burg Pappenheim geplant.
Erste Anzeichen, dass die GWU des Niederlands in Pappenheim ansteht zeigen sich jedes Jahr in dem frischen Grün, das die Pappenheimer Innenstadt und die Klosterstraße bis hinauf zum früheren Augustinerkloster schmückt.
Am Freitagmittag gibt es dann drei Böllerschüsse und das Hissen der gelb-blauen Fahne des Niederlands auf dem Burgturm als symbolische Zeichen dafür, dass jetzt froh Gemüt und geschickte Hand in Pappenheim Einzug gehalten haben.
Im Dom zu Eichstätt wird am Nachmittag bei einem Gottesdienst der verstorbenen Mynheers gedacht, die „zur ewigen Tafelrund eingerucket sind.“
Den gedichteten, gesungenen und musizierten Kunstwerken gehört der Freitagabend, der als „Historischer Fürabend“ sozusagen das Warm-Up für die zwei folgenden Tage in Pappenheim ist.
Am Samstagnachmittag gab es dann wieder die seit dem Jahr 2012 gepflegte „VAN-tastische Begegnung in der Stadtvogteigasse, die in diesem Jahr besonders gut besucht war. Hier begrüßte Van Bavlo wieder die Mynheers und Gäste aus der profanen Welt zu einer unterhaltsamen Stunde, bei der das Treiben der Niederländer in ihren Sozietäten in Kurzform präsentiert wurde. Da gab es von der Operettenarie über Klarinetten- Oboen- und Saxophonklänge über geistreiche Gedichte bis zu Tuba und Nasenpfeife alles zu hören. Bewirtet wurde dieses Freundschaftstreffen von der Theatergruppe Pappenheim mit Bier und Schmalzbroten. Und auch die Theatergruppe trug einen zu Ehren des Niederlands selbst gedichteten Liedtext auf Oldie „Marmor Stein und Eisen bricht“ vor. .
Das Festbankett am Samstagabend hat seine Tradition schon seit dem 1884. Damals trafen sich erstmals ca. 30 Mynheers aus 3 Sozietäten am Samstag in der Krone zu einem Festbankett und zogen am Sonntag hinauf zur Burg um die Maienpredigt zu hören.
So ist das auch heute noch, nur dass das Festbankett jetzt seit dem Jahr 2015 in der Turnhalle des EBZ stattfinden muss, weil, wie es beim Festspiel zu hören war, „in der der Krone der Wurm drin ist“.
Das Festspiel, das von der Sozietät der Grachten aus Ansbach gestaltet wurde, beschäftigte sich wie alle Jahre wieder mit den schönen Besonderheiten Niederlandts. Diesmal zogen drei wackere Mannen der „Grachten“ aus, um den vom „Plagscheußteufel“ gefangenen Schutzheiligen St. Romuald zu befreien. Aber auf ihrem Weg sind sie nacheinander den verschiedenen Verlockungen der profanen Welt verfallen und brachten so Allniederlandt an den Rand des Abgrunds. Glücklicherweise hat das treue „Grachtentier“ alles wieder ins Lot gebracht. St Romuald wurde befreit, der Plagscheußteufel eingesperrt und auch die abtrünnigen Mynheers kehrten geläutert an die Tafelrund des Niederlandts zurück.
Am letzten Maiensonntag dieses Jahres nachten sich dann 260 Mynheers aus 19 Sozietäten vom Marktplatz aus auf, um mit fröhlichen „VAN“-Rufen erstmals durch die umgebaute Altstadt und den Marktplatz über die Klosterstraße zur Burg zu ziehen. Der lange Zug wurde von der Stadtkapelle Pappenheim und der Feuerwehrkapelle Langenaltheim musikalisch begleitet und von vielen Zuschauern an der Zugstrecke bekamen die Niederländter Blumen überreicht und zugeworfen. Erstmals mit neuer Standarte im Zug war Koloney „Trawt Nest“, die sich in Pappenheim aus Mitgliedern Sozietäten der Fähr aus Neuburg Donau und dem Skilderbent aus Eichstätt zusammensetzt. Die Pappenheimer Koloney hat ihr Lokälyn in der vormaligen Gaststätte Ritterstube und unter ihrem „Nest-Wart“ Van Ritthem wird der Status einer neuen Sozietät im Niederlandt angestrebt.
In Verneigung vor Andrian van Os, der das Niederlandt im Februar 1870 gegründet hatte, sang der Niederländterchor das Lied von den drei Lilien und am Ehrenmal des Urmynheern wurde der traditionelle Kranz mit den drei Lilien angebracht.
In seiner Ansprache gedachte der Grootmynheer, der Leiter und Lenker Allniederlandts des ersten Niederländtertreffens in Pappenheim unter der Leitung des Urmynheern Adrian van Os. Dieser, so meinte der Grootmyheer, habe wohl selbst im Traum nicht daran gedacht, dass seine Idee über nunmehr fast 150 Jahre in den Köpfen und den Herzen der Menschen erhalten bleibt. „Die Idee des Van Os lebt heute stärker denn je“, stellte der Grotmynheer in seiner Ansprache fest. Dies lässt sich auch daran festmachen, dass seit der letzten GWU in Pappenheim 14 neue Mynheers „getäuft“ worden sind.
Im nächsten Jahr wird Allniederlandt sein 150 jährige Gründungsfest im Rahmen der GWU vom 15.-17.5.2020 auf dem Turnierplatz der Burg statt.