In Übermatzhofen gab es auf der Schäferweide neben dem Sportgelände des SV Übermatzhofen in diesem Jahr wieder ein Schäferfest das neben einem vielseitigen Marktangebot vor allem die Bedeutung der Hüte Schäferei und hervorheben sollte. Das Schäferfest wurde in Übermatzhofen schon im Jahre 1997 gefeiert und fand letztmals vor der Corona Pause zu Pfingsten 2019 statt.
Wichtiger Beitrag für Natur- und Landschaftsschutz
Dass das Schäferfest in Übermatzhofen und die damit verbundenen Themen Weideschäferei, Natur- und Biotop- und Landschaftsschutz sowie Vermarktung der Altmühltaler Lamms in der Region einen hohen Stellenwert genießen zeigt der Besucheransturm an diesem Tag auf das Hochplateau rund um das Sportgelände des SV Übermatzhofen, aber auch die Anzahl der prominenten Ehrengäste.
Unter ihnen konnte Klaus Fackler als Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken Bezirkstagspräsident Armin Kroder, Landrat Manuel Westphal, Bürgermeister Florian Gallus, Bezirkstags Abgeordneten Hans Popp sowie die Bayerische Woll-Königin Janine Staudacher aus Achenmühle Landkreis Rosenheim und die Altmühltaler Lamm-Königin Katja Geiger aus Böhmfeld begrüßen.
Sie alle waren schon zum Gottesdienst mit Pfarrer Johannes Sperl gekommen, mit dem das Fest begonnen wurde. Für einen besonders würdigen und angepassten Rahmen sorgte die Schäferkirche des Dekanats Gunzenhausen und die Fahnenabordnungen der Schäfervereine Ingolstadt und Umgebung, Gunzenhausen-Dinkelsbühl sowie Burgsalach und Umgebung. Musikalisch gestaltet hat den Gottesdienst die Kirchenband Geislohe.
Wie alle Redner betonte auch Bezirkstagspräsident Armin Kroder die große Bedeutung der Schäferei für die Wacholder Heiden und Trockenrasen in unserer Region. Der Begriff der Nachhaltigkeit finde in der Berufsausübung der Schäferinnen und Schäfer seine Erfüllung im allerbesten Sinn. Besonders anstrengend sei der Schäferberuf und wird noch erschwert durch die vielen bürokratischen Hürden, die es zu überwinden gilt um staatliche Fördermittel zu bekommen. Die hohe Belastung durch Bürokratie hält Kroder nicht für richtig, denn „die Schäfer sollen das machen was sie gelernt haben“, betonte der Bezirkstagspräsident und sagte die Unterstützung des Bezirks beim Bürokratieabbau zu.
Landrat Manuel Westphal unterstrich die Bedeutung des Schäferfestes für den Kontakt der Bevölkerung mit der Landwirtschaft. Hier in Übermatzhofen präsentieren sich mit den Schäfern die Landschaftspfleger, die den Erhalt der Artenvielfalt in der Region gewährleisten.
Bürgermeister Florian Gallus blickte in seiner Rede auf die über 25jährige Tradition des Schäferfestes zurück und betonte, dass die Stadt Pappenheim nicht nur ein freundlicher Gastgeber sei, sondern als Gesamtgemeinde in enger Verbundenheit mit den Schäferinnen und Schäfern feiere. Die Hüteschäferei auf den Wacholder Heiden und den Trockenrasen im Altmühltal sei weit mehr als eine Romantisierung des Landlebens als Gegensatz zum modernen Alltag. Das Schäferfest in Übermatzhofen biete deshalb „die beste Gelegenheit mit dem Landleben wieder in Kontakt zu kommen, etwas über die Bedürfnisse der Tiere und die harte Arbeit der Schäfer zu erfahren“ sagte Gallus.
Er verwies auch auf die Vermarktung des Altmühtaler Lamms als Existenzgrundlage für die Schäferei. Der Kauf und der Genuss dieses echt regional erzeugten Lebensmittels sei die leckerste Art, Landschaft zu schützen.
Vermarktung und Wertschätzung
Klaus Fackler vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken bedankte sich bei allen, die zum Gelingen des Festes beigetragen haben und insbesondere bei Nadine Gempel für eine großzügige Spende der Sparkasse Mittelfranken Süd.
Die Bemühungen das Produkt des Altmühltaler Lamm „in Wert zu setzen“ gehen bis in die 1980er Jahre zurück. Derzeit gibt es Altmühltaler Lamm aus 13 Schäfereien und das wird in 16 Gastronomischen Betrieben und fünf Metzgereien angeboten.
„Naturschutz muss schön sein und Spaß machen“, erklärte Fackler und betonte, dass neben einer Vermarktung auch die Wertschätzung für das Wirken und die Arbeit der Schäferinnen und Schäfer wichtig sei.
Den Wolf werden wir nicht mehr los
Erich Neulinger, Vereinsvorsitzender der Hüte Schäfer im Altmühltal blickte in seinen Ausführungen weit in die Anfänge zurück, als die Schäfer auch viel Lehrgeld zu bezahlen hatten und sich die Spreu vom Weizen trennte.
Von ursprünglich 38 Schäfern seien noch 13 übriggeblieben und diese bringen jährlich etwa 1.500 Lämmer zur Vermarktung.
Eine große, aktuelle und existenzielle Bedrohung der Schäfereien gebe es derzeit durch die Angriffe des Wolfs, der im Raum Mörnsheim schon sieben Schafe getötet hat.
Es gebe zwar einen Sicherheitszaun, der aber nur einen Mindestschutz biete und einen hohen Zeitaufwand beim Aufbau erfordere. „Es ist ein Wettrüsten, denn der Wolf ist ein schlaues Tier“, sagte Neulinger und betonte dass Schutzmaßnahmen gegen den Wolf immer nur ein Schutz auf Zeit seien.
Neulinger erzählte von grausamen dramatischen Bildern, die bei einem Wolfsangriff auf eine Schafherde entstehen. „Wir werden den Wolf nicht mehr los, aber wir brauchen einen vernünftigen Umgang“, erklärte Neulinger und forderteTierschutzinitiativen auch für die Schafe und Lämmer der Schäfereien.
Sensen dengeln, Schaf- und Lammprodukte und vieles mehr
Der Schäfermarkt konnte sich insbesondere in den Nachmittagsstunden über viele Besucher freuen, für die auch allerhand geboten war. So konnte man Robert Lechener dabei zuschauen wie er gekonnt und schnell ein Schaf von der Winterwolle befreite. Dazu gab es noch Erläuterungen vom Schafexperten René Gomringer aus Beilngries. An den vielen Marktständen waren von Produkten aus der Schäferei bis hin zu Sonnenhüten, Mützen und Haferlschuhen, sowie Schmuck- und Dekoartikel im Angebot.
Sehr interessant der der Sensenstand von Werner Kleemann, der auch das Dengeln der Sensen zeigte und erklärte. Eine Rasseschau für Schafe und Ziegen gab es zu bestaunen und der Naturpark Altmühltal bot neben Informationen zur Schäferei für die Kinder eine Bastelecke für Stein- und Holzanhänger und eine Stroh-Hüpfburg an. Es gab auch einen naturkundlichen Spaziergang um das Festgelände und eine Vorführung mit den Hütehunden von Erich Neulinger.