Ein Pappenheimer Ehrenbürger und sein Stadtarchiv

Hans Navratil zum 92. Geburtstag von Stephan Reuthner

Am heutigen 28. August 2014 feiert Hans Navratil, Ehrenbürger von Pappenheim und Stadtarchivar, seinen 92. Geburtstag, zu dem ihm alles Gute, Gesundheit und noch viele Jahre in seiner ehrenamtlichen Tätigkeit gewünscht seien.

140828_archiv-navratil-01Mit seiner Person und seinem Lebensweg – er wird manchmal auch als das lebende Gedächtnis der Stadt bezeichnet – sind eng die Entstehung des Pappenheimer Stadtarchivs in seiner heutigen Form und dessen liebevolle Pflege verknüpft. Vor mehr als 40 Jahren hat Hans Navratil damit begonnen, den ab Anfang des 19. Jahrhunderts vorliegenden städtischen Unterlagen eine Ordnung zu geben. In unzähligen Stunden wurden von ihm Magistratsprotokolle, Polizeiakten, Urkunden, Verwaltungsakte und vieles mehr sortiert und über ein Findebuch, das heute mehrere Hundert Seiten umfasst, katalogisiert. So liegen die Archivalien gut auffindbar und zugänglich in ihren Kartons in den hohen und langen Regalreihen unter dem Dach des Pappenheimer Rathauses. Als besondere Schätze gelten z.B. das alte Grundbuch und Ausgaben des „Pappenheimer Wochenblattes“ ab 1840, aber auch einzelne Urkunden und Schriften, die bis ins 17. Jahrhundert zurückgehen.

140828_archiv-navratil-05Ursprünglich wurde die ehrenamtliche Arbeit von Hans Navratil in räumlich beengten und – besonders im Winter – unter oft unwirtlichen Umständen geleistet. Inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen mit der Umsetzung des Bayerischen Archivgesetzes und dem Beschluss einer Archivsatzung durch den Stadtrat Pappenheims seit April 2009 grundlegend verändert. In einem neu geschaffenen Arbeitsraum mit der entsprechenden technischen Ausstattung erfolgt nun eine digitale Katalogisierung. „Da hat die Stadt in das Archiv investiert“, freut sich Hans Navratil, „und der Städtische Bauhof hat bei der Einrichtung des Arbeitsraumes eine hervorragende Arbeit geleistet“.

Die Vereidigung von Heinrich Haarnagell und Stephan Reuthner als weitere ehrenamtliche Stadtarchivare hat zudem ermöglicht, die Archivalien der Pappenheimer Ortsteile schrittweise in das bestehende Archiv zu integrieren. Im Moment stehen die Osterdorfer Akten an: Hohe Stapel sind auf dem Sortiertisch des Arbeitsraumes aufgehäuft, die in den nächsten Wochen und Monaten eingearbeitet werden. Nicht vergessen werden dürfen die Beiträge, die der verstorbene Archivar Eberhart Thielert in seiner langjährigen Tätigkeit für die Stadt Pappenheim geleistet hat, sowie die Recherchen von Herrn Dr. Jakob für den Ortsteil Göhren.

140828_archiv-navratil-03Interessant ist, wie Hans Navratil die Veränderung in den Haltungen gegenüber „seinen Archivalien“ charakterisiert. Weckten sie zu Beginn seiner Tätigkeit kaum Interesse oder wurden sie sogar als „altes Gelumpe“ abgetan, gehen inzwischen fast jede Woche Anfragen bei ihm ein. Neben Auskünften über Familiengeschichten hilft er namhaften Buchautoren und Historikern wie Barbara Stadler in ihren Forschungen weiter. „Ein Archiv hat nur einen Wert, wenn es für Informationen und Auskünfte jedermann offen steht“, betont Hans Navratil. Oder wenn es eine Grundlage für eigene Veröffentlichungen liefert. So ist aktuell eine „Chronik Pappenheims aus den Jahren 1900 bis 1909“ erschienen, die sich als Fortsetzung der bekannten Fleischmann-Chronik versteht.

Eine weitere Veränderung des Stadtarchivs hat sich auch dadurch ergeben, dass in den neu gestalteten Räumlichkeiten Exponate mit einem Bezug zu Pappenheim gesammelt und aufgestellt sind. So sind Bilder, Auszeichnungen und Urkunden, Produkte der Pappenheimer Ofenfabrik und der Pappenheimer Burgkeramik sowie Erinnerungsstücke an Pappenheimer Geschäfte aus alten Zeiten zu finden. Das Pappenheimer Stadtarchiv versteht sich damit auch als Anlaufstelle für die Aufbewahrung und Sicherung von Realien.

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Lützen informiert über Pappenheim

Eine imposante Ausstellung über Pappenheim hat das Museum im Schloss Lützen jetzt eröffnet. Zur Eröffnung waren zusammen mit Gräfin Ursula zu Pappenheim Abordnungen der Heimat- und Geschichtsvereine aus Pappenheim und Gräfenthal in Lützen. Die Ausstellung und das Begleitbuch beleuchten das Leben des Kaiserlichen Feldmarschalls Gottfried Heinrich zu Pappenheim und die Stadt Pappenheim.

140823_luetzen-08Der Hauptmann des Musketierregiments Pappenheim lässt seine Mannschaft stillstehen, die mit der Bewachung des Schlosstores in Lützen beauftragt ist. Mit kräftiger Stimme begrüßt er Gräfin Ursula zu Pappenheim, die an der Spitze der Delegation des Pappenheimer Heimat- und Geschichtsvereins vor dem Schloss in Lützen ankommt. Applaus, Jubel und laute Vivat-Rufe beim Einzug der sympathischen und charismatischen Botschafterin und letzten Nachfahrin des Pappenheimer Marschallgeschlechts in den Lützener Schlosshof. Dort wird sie von Museumsleiterin Sonja Quente, dem Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Maik Reichel, Ersten Bürgermeister Dirk Könnecke und Historikerin Dr. Inger Schubert von der Gustav-Adolfgedenkstätte begrüßt.

Zusammen mit der Delegation aus Pappenheim zieht auch die Abordnung des Heimat- und Geschichtsvereins „Die Pappenheimer“ aus Gräfenthal in den Schlosshof zu Lützen ein.

Diesmal ist es anders als am 6. 11.1632; ein friedlicher Anlass, der die Pappenheimer nach Lützen bringt. 140823_luetzen-10Als Abrundung einer geschichtlichen Aufarbeitung der historisch berühmten Schlacht bei Lützen wird eine Ausstellung über Pappenheim eröffnet. Dabei nimmt natürlich die historische Aufarbeitung der Lebensgeschichte des berühmten Pappenheimers das Gros der Ausstellung ein, aber auch die Stadt Pappenheim wird in der Ausstellung und in dem hierzu erschienen 113 seitigen Buch mit vielen Bildern des Fotografen Janosch Stekovisz liebevoll vorgestellt und beschrieben.

Bei Ihrer Eröffnungsrede spricht Sonja Quente den „Altmühlpappenheimern“ aus der Seele, als sie darauf hinweist, dass die Werte und Schönheiten einer Stadt immer von den anderen besser gesehen und höher eingeschätzt werden als von der eigenen Bevölkerung. Sie bedankte sich bei der gräflichen Verwaltung und der Stadt Pappenheim für zur Verfügung gestellten Exponate und unterstrich, dass eine solche Ausstellung ohne Fördermittel nicht denkbar wäre. Beeindruckt zeigte sich Quente von der Stadt Pappenheim und den Pappenheimern die zur Ausstellungseröffnung angereist waren. Von dem Leitthema der Ausstellung „Daran erkenn´ ich meine Pappenheimer“ leitete Sie über zu den heutigen Tagen und schloss mit der mit dem Hinweis, der wohl für den Feldherrn und die Stadt gleichermaßen gilt: „Pappenheim lebt in unseren Herzen“.

140823_luetzen-11Die besten Grüße aus der Stadt Pappenheim übermittelte Renate Prusakow, die Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Pappenheim und Ortsteile e.V. Sie freue sich, dass man heute in Lützen mit der Ausstellung tief in die Geschichte eintauchen könne und überreichte dem Museum ein Wappen der Stadt Pappenheim das wie Museumsleiterin Sonja Quente versprach, einen Ehrenplatz im Museum erhalten wird. Zu ihrem persönlichen Schutz bekam die Museumsleiterin aus Pappenheim noch einen Pappenheimer Regenschirm. Den Schreibtisch von Maik Reichel in Magdeburg wird künftig eine Pappenheimer Tasse zieren, die er vom Heimat- und Geschichtsverein aus Pappenheim bekam.

140823_luetzen-13Maik Reichel, Kurator der Ausstellung ist Direktor der Landeszentrale für politische Bildung beim Land Sachsen Anhalt. Er erzählt in seinem Festvortrag seine Erlebnisse mit und in Pappenheim. Zum 80. Geburtstag Ihrer Erlaucht Gräfin Ursula zu Pappenheim war es 2006 auf Einladung von Renate Prusakow erstmals nach Pappenheim gekommen. Daraus haben sich zahlreiche weitere Besuche ergeben, bei denen in freundschaftlicher Atmosphäre auch die jetzige Ausstellung vorbereitet wurde.

Reichel stellt Feldmarschall Gottfried Heinrich zu Pappenheim zusammen mit dem Schwedenkönig Gustav Adolf und Wallenstein als einen der drei bekanntesten Namen des Dreißigjährigen Krieges vor. „Gewiss sei er, denn man wegen seiner vielen Verletzungen auch „Schrammenhans“ nannte ein Haudegen gewesen“ trägt Reichel vor. „Aber er war auch ein ungewöhnlich origineller Denker und seinen Kameraden intellektuell weit überlegen“, weiß der Historiker Maik Reichel zu berichten.

140823_luetzen-01aAusführlich geht Reichel auch auf den „Pappenheimer Spruch“ ein, der sich aus der ursprünglich positiven Bedeutung im Schillerdrama Wallensteins Tod in eine eher zweifelhafte Bewertung des jeweiligen Gegenüber entwickelt hat.

„Treue, Aufrichtigkeit und guten Gehorsam bescheinigt Wallenstein in dem Schillerdrama den Soldaten des Pappenheimer Regiments. Also doch anders als das Sprichwort heute meint“, stellt der Historiker in seinem Vortrag fest.

Voller Stolz präsentiert Maik Reichel schließlich das Begleitbuch zur Ausstellung, das den Titel „PAPPENHEIM“ trägt. Dieses mit vielen brillanten Fotos des Fotografen Janosch Stekovics bebilderte Werk stellt Pappenheim als zentrale Figur der deutschen Geschichte und die Stadt Pappenheim als wunderbare Stadt im Altmühltal dar.

Nach einer ausführlichen Besichtigung des Museums im Schloss Lützen konnte die sehr geschichtsinteressierte Reisegruppe, mit Ehrenbürger Hans Navratil, bei der sich auch Teilnehmer aus Treuchtlingen, der Geburtsstadt Gottfried Heinrichs befanden noch mehrere historische Schätze der Stadt Lützen besichtigen. Dazu gehörte auch die Gedenkstätte für den Schwedenkönig Gustav Adolf, der wie auch Feldmarschall Gottfried Heinrich zu Pappenheim im Jahre 1594 geboren wurde und wie der berühmte Pappenheimer am 6. 11. 1632 in der Schlacht bei Lützen sein Leben ließ.

Dieser Besuch zwischen den Fronten des Schlachtfelds von Lützen wurde durch die detaillierten Erläuterungen von der schwedischen Historikerin Dr. Inger Schubert und Maik Reichel für die Reisegruppe des Heimat- und Geschichtsvereins besonders wertvoll.