Archäologische Funde im Pappenheimer Untergrund
Bei der Erneuerung von Kanal und Wasserleitung wurden in der Bauhofstraße und in der Deisingerstraße archäologische Funde gemacht, die auf eine Besiedelung der Örtlichkeit in vorchristlicher Zeit hindeuten. Großer Teil eines Holzpfostens weist auf Bebauung im 12. Jahrhundert hin.
Seitdem am 6. Oktober mit der Baumaßnahme in der Pappenheimer Bauhofstraße begonnen wurde, sind der Mittelalterarchäologe Wolfgang Steeger und die Geologin Josephine Gewehr ständige Begleiter der Grabungsarbeiten. Sie kommen aus dem Raum Göttingen und begleiten die Baustelle im Auftrag der Stadt Pappenheim. Die Weisung, für die denkmalpflegerische Begleitung hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege erteilt. Aktiv werden die Archäologen immer dann, wenn sich im Grabungsbereich bisher unberührter Schichten zeigen. Solche Schichten finden sich hauptsächlich neben dem bestehenden Kanal. Bei der systematisch angelegten Suche und Dokumentation haben die Archäologen zunächst die verschiedenen Schichten des Bodenprofils festgestellt und dokumentiert.
Bereits am ersten Grabungstag wurden Wolfgang Steeger und seine Mitarbeiterin fündig. In der bisher unberührten Erdschicht konnten sie Funde nachweisen, die auf eine Eisenverhüttung in vorchristlicher Zeit hinweisen. Auch am 31.10.2016 fanden die Archäologen Erzklumpen, die eindeutig das Ergebnis einer Verhüttung sind. Es erscheint möglich, dass diese Funde im Zusammenhang mit der keltischen Besiedlung Pappenheims stehen. Die Kelten hatten der Geschichtsschreibung zufolge ca. 400 v. Chr. auf der sogenannten „Alten Bürg“ einen befestigten Sitz.
Einen weiteren, spektakulären Fund gab es am 19.10.2016. Um die Mittagszeit konnte aus dem Erdreich eine Keramikschale herausgearbeitet werden, die von der Zeitebene her zu den Funden über die vorchristliche Eisenverhüttung passt.
Einer ganz anderen Zeitebene ist ein am 03.11.2016 gemachter Fund zuzuordnen. Dabei handelt es sich um die ca. 80 cm hohen Reste eines runden Holzpfostens mit 38 cm Durchmesser, der in ein deutlich erkennbaren Pfostengrube auf einem sogenannten „Lagerstein“ in der Mitte der heutigen Straße stand. Diesen Fund konnte Wolfgang Steeger dem Hochmittelalter zuordnen. Durch den Fund scheint nachgewiesen, dass es in der heutigen Deisingerstraße etwa im 12. Jahrhundert schon eine Bebauung gab, wobei auch deutlich wird, dass die Straße damals sehr viel schmäler gewesen sein muss.
Solange die archäologische Suche in den freigelegten Schichten stattfindet, kann natürlich im Baugraben keine oder höchsten falls eine eingeschränkte Bautätigkeit stattfinden. Dessen ist sich Wolfgang Steeger sehr bewusst und ist deshalb bestrebt, den Baubetrieb so wenig wie möglich zu verzögern. „Wenn natürlich Funde wie der Holzpfosten gemacht werden, muss man den zuerst bergen, bevor die Bauarbeiten weitergehen können.“ sagt Wolfgang Steeger. Mit Michael Lechner, dem Bauführer der Firma Dauberschmidt arbeiten die Archäologen gut zusammen. Man pflegt einen respektvollen Umgang und man stimmt sich ab. Jeder weiß von den Aufgaben und Zwängen des anderen und respektiert diese auch.