Großes Interesse an der Vitalisierung der Turnhalle in Pappenheim

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Das erste der Baugespräche, mit denen der Kunst- und Kulturverein die erfolgreiche Vortragsreihe Vitalisierung der Provinz fortsetzt, war ein voller Erfolg. Viele interessierte Gäste nutzten die Gelegenheit, die Geschichte des Turnvereins und der vereinseigenen Turnhalle hautnah zu erleben. Auch die Behebung von Baumängeln wurde anschaulich vor Ort erläutert.

Mehr als 30 Gäste konnte Ursula Kreißl, die Vorsitzende des Kunst- und Kulturvereins, vor der Turnhalle Auf der Lach in Pappenheim zur Fortsetzung der erfolgreichen Vortragsreihe begrüßen. Die seit 2019 laufende Reihe Vitalisierung der Provinz, zu der auch eine Broschüre vorliegt, wird in diesem Jahr mit den Pappenheimer Baugesprächen fortgesetzt.

Für diese Veranstaltungsreihe bietet sich die vereinseigene Turnhalle des Turnvereins 1861 Pappenheim geradezu an. Das 1907 fertiggestellte, denkmalgeschützte Bauwerk ist aufgrund eines einsturzgefährdeten Daches seit nunmehr einem Jahr für den Sportbetrieb gesperrt. Dieser Zustand stellt eine existenzielle Bedrohung für den Turnverein dar, weshalb alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um die Dachsanierung voranzutreiben, damit bald wieder Sportbetrieb in der Halle stattfinden kann.

Die Sanierung des Daches und der Fenster soll nach bisherigen Prognosen 680.000 Euro kosten. „Das zieht einem zunächst mal den Boden unter den Füßen weg“, erklärte Regine Halbmeyer für den Turnverein. Doch nach einer kurzen Schockstarre habe man sich auf den Weg gemacht, Fördermittel und Spenden für das Projekt zu akquirieren. Inzwischen sei der Verein angesichts der enormen Unterstützung von verschiedenen Seiten voller Zuversicht, dieses Mammutprojekt stemmen zu können.

Nach einer kurzen Einführung von Albrecht Bedal zur Erbauungszeit öffnete sich die große Eingangstür der Turnhalle. Für die meisten Gäste dürfte es ein ganz besonderer Moment gewesen sein, nach langer Zeit wieder einmal die Halle zu betreten. Dort erklärte Clemens Frosch vor Ort die Problematik der vorhandenen Konstruktion und ging auch auf verschiedene Unzulänglichkeiten ein, die im Dachgebälk bereits seit der Erbauung vorhanden waren. Die Stabilität der Dachkonstruktion habe sich durch verschiedene Sanierungsmaßnahmen im Laufe der Jahrzehnte weiter verschlechtert. Dabei hätten sich die Binder der Dachkonstruktion auf die Schalung der Turnhallendecke abgelastet. Diese verfüge zwar über eine eigene tragfähige Konstruktion, könne jedoch nicht die gesamte Dachlast aufnehmen.

Bei der Fortsetzung des Vortrags im TSG-Sportheim erläuterte Clemens Frosch die geplante Vorgehensweise bei der Sanierung des Daches. Zunächst werde ein stabiles Gerüst im Inneren der Turnhalle errichtet, das die Dachkonstruktion tragen kann. Erst dann könne das alte Gebälk ausgebaut und durch Stahlträger und Stahlbinder ersetzt werden. Nach der Erneuerung der Dacheindeckung sollen auch Türen und Fenster überarbeitet werden. „Das alles ist nicht ganz ohne“, stellte Clemens Frosch fest und veranschlagte die Dauer der Sanierungsmaßnahme auf etwa ein Jahr.

Turnverein und Turnhalle mit Geschichte und Zukunft
Albrecht Bedal beleuchtet bei seinem Vortrag im TSG-Sportheim die Geschichte des Turnvereins und seiner Turnhalle. Dabei wurde deutlich, dass die Turnhalle mehr ist als nur ein Ort für Sport und Bewegung – sie ist ein Stück Stadtgeschichte. Der Turnverein Pappenheim, gegründet im Jahr 1861, setzte sich früh für eine eigene Trainingsstätte ein. Nach Jahrzehnten der Nutzung verschiedener Räumlichkeiten, darunter der Kronensaal das Treibhaus der heutigen Mälzerei Wurm, konnte 1905 der Bau der heutigen Turnhalle endlich beschlossen werden. Auf einem von der Stadt gestellten Grundstück wurde die Halle errichtet und im Jahr 1907 mit einem Gauturnfest feierlich eingeweiht.

Seitdem hat die Turnhalle viele Phasen durchlebt. Während des Ersten Weltkriegs diente sie als Lazarett, später wurde sie für den Schulunterricht genutzt. In der Nachkriegszeit musste der Verein 1946 nach der Auflösung durch die Militärregierung erst wieder neu gegründet werden. Die Turnhalle war in schlechtem Zustand, doch mit viel Eigenleistung der Vereinsmitglieder wurde sie wieder instand gesetzt. In den 1970er-Jahren folgte ein großer Erweiterungsbau mit Umkleiden, Duschen und Lagerräumen. 1980 wurde die Halle schließlich als Baudenkmal in die Denkmalliste aufgenommen.

Auch in den letzten Jahrzehnten wurde die Turnhalle kontinuierlich modernisiert. 2007 erfolgte eine umfassende Innenrenovierung, 2017 wurden die Sanitäranlagen erneuert. Doch 2020 traten Risse in der Fassade auf, die eine Sanierung in bisher nicht gekanntem Ausmaß erforderlich machen.

Mit dieser anstehenden Maßnahme soll nicht nur die historische Bausubstanz erhalten, sondern auch die Zukunft der Turnhalle gesichert werden. Der Turnverein bleibt damit seinem Ziel treu, den Sport in Pappenheim zu fördern und einen Ort für Gemeinschaft und Bewegung zu bieten.