Die Polizeiinspektion Treuchtlingen hat jetzt die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2016 bekanntgegeben.
(PI Treuchtlingen) Die Veröffentlichung der Verkehrsstatistikzahlen der PI Treuchtlingen für das Jahr 2016 soll mit einem positiven Ergebnis begonnen werden. Nach 2 Verkehrstoten im Jahr 2015 ereigneten sich im Jahr 2016 im Dienstbereich der Inspektion Treuchtlingen keine Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang. Betrachtet man die Schicksale, die hinter jedem tödlichem Verkehrsunfall stehen, so ist diese Entwicklung für das Berichtsjahr 2016 äußerst positiv und angenehm zu bewerten.
Bei einem Blick auf die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle kehrt dann wieder etwas Ernüchterung bei der Euphorie ein. Im Jahr 2016 mussten die Beamtinnen und Beamten der PI Treuchtlingen 803 Verkehrsunfälle (2015 lag der bisherige Höchststand der letzten 10 Jahre bei 752 Unfällen) aufnehmen, was eine weitere Steigerung von 6,78 % bedeutet. Der Großteil der Verkehrsunfälle fällt mit 590 Unfällen (Vorjahr 571) auf die Kategorie der sogenannten Kleinunfälle, von denen wiederum 289 Wildunfälle (2015: 325) waren. Bei drei weiteren Wildunfällen mussten 2mal Verkehrsunfälle mit Personenschaden aufgenommen werden, bei denen 2 Menschen verletzt wurden. Ein weiterer Wildunfall fällt in die Kategorisierung schwerwiegender Verkehrsunfall.
Bevor die Verkehrsunfallstatistik des Jahres 2016 beleuchtet, erläutert und bewertet wird, eine kurze Erklärung der kategorisierten Verkehrsunfälle und deren Bedeutung.
Verkehrsunfall mit Personenschaden (VUPS)
Wird erfasst wenn mindestens ein Verkehrsteilnehmer getötet oder verletzt wurde.
Schwerwiegender Verkehrsunfall mit Sachschaden (VUSW)
Liegt vor, wenn nach den Feststellungen der Polizei als Unfallursache eine Verkehrsordnungswidrigkeit gegeben ist, bei der im Bußgeldkatalog eine Geldbuße festgesetzt ist oder eine Straftat im Zusammenhang mit der Teilnahme am Straßenverkehr gegeben ist.
Sonstiger Verkehrsunfall mit Sachschaden
Wird registriert, wenn von der Polizei keine oder nur eine geringfügige Verkehrsordnungswidrigkeit, die verwarnt werden kann, festgestellt wird. Die Schadenshöhe ist dabei unerheblich. In diese Kategorisierung fallen regelmäßig auch die Wildunfälle.
Die Zahl der Wildunfälle, die im Jahr 2015 mit 325 auf dem absoluten Höchststand lag, ging im Jahr 2016 auf 292 Unfällen mit Wildtieren zurück, was eine Minderung um 33 Unfälle (entspricht ca. 10 Prozent) bedeutet. Die Einflussmöglichkeiten auf eine Reduzierung der Wildunfälle sind für die Polizei nur sehr beschränkt möglich.
Fotos und Diagramm PI Treuchtlingen
Wie bereits anfangs erwähnt musste die PI Treuchtlingen im Jahr 2016 keinen Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang bearbeiten, allerdings stieg die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschäden von 88 im Jahr 2015 auf 95 2016, was eine Steigerung von 8 Prozent bedeutet. Hierbei wurden 20 Personen schwer- und 94 Menschen leichtverletzt (Vorjahr 35 und 87). Betrachtet man nur die letzten beiden Berichtsjahre 2015 und 2016 ist hier positiv zu bewerten, dass sich die Zahl der Schwerverletzten um fast 43 Prozent verringerte. Lenkt man den Blick allerdings auf die letzten 10 Jahre stellt man fest, dass die Zahl der Schwerverletzten im Jahr 2015 mit 35 auf dem Höchststand der letzten 10 Jahre lag. Die Zahl 20 im Jahr 2016 ist im 10-Jahrevergleich ein guter, weil immer noch niederer Wert, aber nicht der Niedrigste.
Bei allen nüchternen Zahlen sollte man sich immer wieder vor Augen führen, welches unermessliche Leid und Schicksal hinter jedem Toten oder Schwerverletzten steht. Der Schwerpunkt unserer Verkehrssicherheitsarbeit, aber auch der beteiligten Behörden und Institutionen muss also sein, die Hauptunfallursachen (überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit, Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren, Nichtbeachten des Vorranges oder der Vorfahrt, falsche Straßenbenutzung bzw. Nichtbeachten des Rechtsfahrgebotes, ungenügender Sicherheitsabstand, Alkohol und Drogen) zu bekämpfen und so die Anzahl der Verkehrstoten und Verletzten zu senken. Durch die Senkung des Geschwindigkeitsniveaus um 1 km/h kann nach einer Studie des ETSC (European Transport und Safety Council) die Anzahl der Verkehrsunfälle um 4 Prozent reduziert werden.
Mit ein paar vergleichenden Zahlen und plakativen Feststellungen soll noch kurz verdeutlicht werden, welchen Stellenwert die Verkehrssicherheitsarbeit einnehmen muss. In Bayern kommen jährlich fast 10-mal so viele Menschen bei Verkehrsunfällen um wie durch Mord oder Totschlag. Statistisch gesehen ist jeder dritte Bayer in seinem Leben an einem Verkehrsunfall mit Personenschaden beteiligt. Rasen, Drängeln, Alkohol und Drogen töten Menschen. Verkehrsüberwachung kann Menschenleben retten. Jeder Einzelne trägt Verantwortung im Straßenverkehr für sich und für andere.
Die Zahl der schwerwiegenden Verkehrsunfälle stieg von 93 im Vorjahr auf 118 im Jahr 2016. Die angezeigten Verkehrsunfallfluchten lagen mit 77 im Jahr 2016 um 27 „Straftaten“ höher wie 2015, wo 50 Verkehrsunfallfluchten angezeigt wurden. Diese Steigerung um 54 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr ist zumindest zum Teil auf sog. „Spiegelklatscher“ zurückzuführen. Fahrzeuge streifen sich im Begegnungsverkehr oder es kommt beim Vorbeifahren an geparkten Pkw zu Berührungen der Außenspiegel der Fahrzeuge. Allein vier solcher ungeklärter Unfallfluchten ereigneten sich im Baustellenbereich der Bundesstraße 2. Die sehr hohe Aufklärungsquote vom Jahr 2015 mit 58 Prozent konnte leider im Jahr 2016 nicht gehalten werden. Im abgelaufenen Berichtsjahr betrug die Quote aufgeklärter Unfallfluchten 44,16 %. Sie ist somit immer noch relativ gut, aber kein Spitzenergebnis mehr. Eine Unfallflucht, auch bei vermeintlich geringen Schäden, ist kein „Kavaliersdelikt“, sondern eine Straftat, die mit aller Konsequenz verfolgt wird und die oftmals auch einen Entzug der Fahrerlaubnis nach sich zieht.
Die sonstigen Verkehrsunfälle mit Sachschaden, die sogenannten „Klein-/Bagatellunfälle“ machen mit 590 Unfällen (73,5 %) den größten Anteil am gesamten Unfallgeschehen des Jahres 2016 aus und markieren den höchsten Stand der letzten 10 Jahre. In dieser Kategorisierung ist weiterhin, die hohe Zahl an Wildunfällen markant. Hier muss allerdings festgestellt werden, dass es keine belastbaren Erklärungen für das sprunghafte Ansteigen dieser Unfälle innerhalb der letzten Jahre gibt. Die Entwicklung dieses Unfallsegmentes kann weiterhin nur beobachtet werden, um gegebenenfalls, beim Erkennen von Ursachen, zusammen mit anderen Verantwortlichen, steuernd eingreifen zu können.
Die Geschwindigkeitsunfälle stiegen im Jahr 2016 auf 42 (Vorjahr 36) Verkehrsunfälle an. Es wurden 2016 drei Personen weniger verletzt (Vorjahr 28). Diese Zahlen belegen ganz deutlich, dass zur Senkung der Hauptunfallursachen Geschwindigkeits- und Alkoholkontrollen durchgeführt werden müssen und auch in Zukunft durchgeführt werden. Im Jahr 2016 wurden 247 Geschwindigkeitsmessungen mit der Laserpistole durchgeführt, aus denen 202 Bußgeldanzeigen und 196 Verwarnungen mit Verwarnungsgeld resultierten. In 26 Fällen waren ausländische Fahrzeugführer betroffen, die vor der Weiterfahrt eine Sicherheitsleistung hinterlegen mussten. Für weitere 31 Fahrzeugführer /-innen zogen die Geschwindigkeitsüberschreitungen Fahrverbote nach sich.
Weitere statistische Zahlen, die betroffen machen und eigentlich nur ein Kopfschütteln hervorrufen können sind 228 aufgedeckte Handyverstöße von Kraftfahrzeugführern und 252 festgestellte Fälle von nicht angelegtem Sicherheitsgurt. Berücksichtigt man hier, dass in den genannten Bereichen nur ein geringer Prozentsatz aufgedeckt wird, stellt man sehr schnell fest wie viele Verkehrsteilnehmer unverantwortlich mit ihrer Gesundheit oder ihrem Leben, vor allem aber mit der Gesundheit und dem Leben anderer umgehen. Dies sollte sich jeder vor Augen führen und berücksichtigen, der während der Fahrt sein Handy benutzt oder Personen mitnimmt, die nicht angegurtet sind.
Auf dem Sektor Verkehrsunfälle unter Alkoholbeeinflussung mussten im vergangenen Jahr 6 Verkehrsunfälle (Vorjahr 4) bearbeitet werden, die von alkoholisierten Fahrzeugführern verursacht wurden und bei denen 2 Personen (Vorjahr 1) verletzt wurde(n). Dem gegenüber standen 34 aufgedeckte, folgenlose Trunkenheitsfahrten (Vorjahr 31). In 5 Fällen (Vorjahr 3) hatten die Fahrzeugführer vor Fahrtantritt Drogen konsumiert und waren somit fahruntüchtig.
Ein Schwerpunkt der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit muss immer auf unsere schwächsten Verkehrsteilnehmer, die Kinder, gelegt werden. Hier mussten im Jahr 2016 im Dienstbereich der PI Treuchtlingen 5 Verkehrsunfälle bearbeitet werden, bei denen 5 Kinder verletzt werden (2015: 7 Fälle mit 9 Verletzten). Im Jahr 2016 ereigneten sich nach 3 „unfallfreien Jahren auf den Schulwegen“ 2 Schulwegunfälle, bei denen 2 Kinder verletzt wurden. Dass die Zahl der Schulwegunfälle, seit Jahren auf einem niedrigen Niveau zu halten ist, ist neben anderen Faktoren sicher ein Verdienst einer frühzeitigen Verkehrsaufklärung bereits im Kindergarten, einer intensiven Radfahrausbildung in der Grundschule, aber auch der unermüdliche und ehrenamtliche Einsatz von Schulweghelfern, die bei Wind und Wetter dafür sorgen, dass die Kleinsten sicher zur Schule und wieder nach Hause kommen. Für dieses ehrenamtliche Engagement möchte sich die PI Treuchtlingen auf diesem Weg noch einmal ganz herzlich bei den eingesetzten Schulweghelfern bedanken.
Ein weiteres Hauptaugenmerk wird auf das Fahrverhalten und die Beteiligung am Verkehrsunfallgeschehen der jungen Erwachsenen (Alter von 18 bis 24 Jahren) gelegt. Nachdem es im Jahr 2015 in diesem Alterssegment einen Anstieg auf 58 Verkehrsunfälle gegeben hatte, wurden im Jahr 2016 55 Verkehrsunfälle registriert, bei denen junge Erwachsene beteiligt waren. In 35 Fällen waren die jungen Erwachsenen die Verursacher (Vorjahr 32). 20 Menschen (Vorjahr 21) wurden bei diesen Verkehrsunfällen verletzt.
Vor dem Hintergrund, dass die Bevölkerung immer älter wird und auch bis ins hohe Alter aktiv und mobil ist, wird auch die Unfallbeteiligung von Senioren, Lebensalter ab 65 Jahren, beleuchtet. Im Jahr 2016 waren Senioren an 33 (Vorjahr 40) Verkehrsunfällen beteiligt, bei denen sie in 25 Fällen, im Jahr 2015 28 Unfälle, als Verursacher geführt wurden und bei denen 11 (Vorjahr ebenfalls 11) Menschen verletzt wurden.
Bei den Motorradunfällen war im Jahr 2016 wieder ein Anstieg auf 15 Verkehrsunfälle zu erkennen (Vorjahr 10). Auch die Zahl der verletzten Zweiradfahrer stieg von 10 2015 auf 17 im Berichtsjahr 2016.
Radfahrer hatten im Bereich der PI Treuchtlingen ein gefährliches Jahr 2016 erlebt. Die Zahl der Radfahrunfälle stieg in diesem Jahr auf 22 Verkehrsunfälle (Vorjahr 15), bei denen 25 Personen verletzt wurden. Hier ist allerdings zu beobachten, dass Radfahrer in manchen Fällen beim Besteigen ihres Zweirades den gesunden Menschenverstand ausblenden und für sie keinerlei Verkehrsregeln mehr gelten. Es wird ohne Licht gefahren, auf den Gehwegen gerast und Fußgänger gefährdet, entgegen Einbahnstraßen geradelt und Verkehrszeichen und Ampeln missachtet. Um dem entgegenzuwirken, wird im Jahr 2017 vermehrt ein Augenmerk auf eklatantes Fehlverhalten von Radfahrern gelegt. Auch Eltern sollten darauf achten, dass Kinder mit verkehrssicheren Fahrrädern unterwegs sind. Es ist schlichtweg sehr leichtsinnig und grob verkehrsgefährdend, sowie eine erhebliche Gefährdung für das Kindeswohl wenn vor allem jüngere Kinder mit Fahrrädern ohne Beleuchtung (gerade im Frühjahr und Herbst – Dunkelheit am Morgen und frühes Einbrechen der Dunkelheit am späten Nachmittag) oder mit defekten Bremsen losgeschickt werden.
Betrachtet man das statistische Zahlenwerk für den Bereich der PI Treuchtlingen lassen sich auch für das Berichtsjahr 2016 keine signifikanten Unfallschwerpunkte erkennen, doch wird auch deutlich, dass im Bereich einer guten und effektiven Verkehrssicherheitsarbeit weiterhin Handlungsbedarf besteht. Dies vor allem vor dem Hintergrund einer ständig steigenden Mobilität der Menschen, hier vor allem der jungen Verkehrsteilnehmer, aber auch der „Generation65plus“. Die Sicherheit des Straßenverkehrs wird auch im
Jahr 2017 einer der polizeilichen Schwerpunkte sein, was auch durch die Zielsetzung des Bayerischen Staatsministerium des Innern mit dem neuen Verkehrsicherheitsprogramm 2020 „Bayern mobil – sicher ans Ziel“ deutlich wird, dass alles darangesetzt wird, die Verkehrssicherheit auf Bayerns Straßen in allen Bereichen weiter zu verbessern.