(Rainer Heubeck WT) Im Oktober rollen in der Pappenheimer Innenstadt die Bagger an: Dann beginnt mit der Erneuerung des Abwasserkanals und der Trinkwasserleitung in der Deisingerstraße die erste Maßnahme für das Städtebauliche Entwicklungskonzept (SEK) in Pappenheim. In drei Abschnitten und in einem Zeitrahmen von etwa fünf Monaten sollen die Bauarbeiten erledigt werden, hieß es bei der jüngsten Informationsveranstaltung für die Anwohner in der Altstadt.
Die Zufahrt in die Pappenheimer Hauptgeschäftsstraße wird dann nur eingeschränkt möglich sein, machte Fachplaner Reinhard Vulpius vom Pleinfelder Ingenieurbüro VNI deutlich. „Wir werden versuchen, die Beeinträchtigungen in Zusammenarbeit mit der Baufirma so gering wie möglich zu halten“, sagte er vor knapp 50 Bürgern im „Haus des Gastes“.
Nötig ist die Erneuerung des Abwasserkanals wegen diverser Schäden und unsachgemäßer Hausanschlüsse. Vor allem im nördlichen Teil der Deisingerstraße befinden sich zahlreiche Schadstellen, sodass hier Handlungsbedarf besteht. Zudem hat der Kanal einen zu geringen Querschnitt. Eingebaut werden sollen deshalb größere Rohre. Und auch die Wasserleitung ist etwas in die Jahre gekommen und soll erneuert werden, damit nach der geplanten Neugestaltung des Straßenraums nicht gleich wieder die Asphaltdecke oder der Gehsteig aufgerissen werden muss.
Dass die Bauarbeiten erst im Oktober starten, hat zwei Gründe: Zum einen wollte der Stadtrat vorher die Parkinsel nahe den Städtischen Werken umgestalten, um Parkplätze für die in der Bauzeit nicht nutzbaren Stellflächen in der Deisingerstraße zu haben. Zum anderen will die Stadt Rücksicht auf die Gewerbetreibenden in der Innenstadt nehmen. „Sie sollen mit der Baustelle möglichst nur einen Sommer belastet werden“, machte Stefan Eberle seitens der Stadtverwaltung deutlich. Deshalb starten die Bauarbeiten erst nach dem Michaelimarkt (18. September) und sollen mit der auf die Kanal- und Wasserleitungsarbeiten folgenden Umgestaltung der Deisingerstraße im Spätherbst 2017 abgeschlossen sein.
Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, hängt von mehreren Faktoren ab. „Die Arbeiten an der Trinkwasserleitung können nur in der frostfreien Zeit durchgeführt werden“, erläuterte Vulpius. Bei einem frühen Wintereinbruch müssten die Arbeiten gestoppt und könnten womöglich erst im nächsten Jahr weitergeführt werden.
Denkmalamt ist mit dabei
Weitere Unwägbarkeit ist die denkmalpflegerische Begleitung, die das Landesamt für die Baumaßnahme vorschreibt. Deshalb werde ein denkmalkundiger Fachmann die Baustelle begleiten, so Vulpius. Sollte es historisch bedeutende Funde geben, könne es sein, dass die Baustelle steht. „Das ist ein Faktor, den haben wir nicht im Griff.“ Dem Fachplaner zufolge müssten die Funde dann gesichert und dokumentiert werden. „Schlimmstenfalls kann das mehrere Wochen oder gar Monate dauern.“ Fachplaner wie Stadt schätzen allerdings, dass in der Kanal- und Wasserleitungstrasse keine historischen Zeugnisse ans Tageslicht kommen, denn die Arbeiten finden größtenteils im bereits bestehenden Kanalbett statt, das schon bei den Arbeiten vor rund 50 Jahren ausgebaggert worden war.
Die Bauarbeiten werden Vulpius zufolge in der Bauhofstraße und im südlichen Teil der Deisingerstraße starten. Anwohner, Kunden und Lieferanten können über den Marktplatz in den Bereich einfahren, in dem nicht gearbeitet wird. „Da werden aber auch mal Bagger stehen oder Baumaterial gelagert sein“, betonte Reinhard Vulpius.
In einem zweiten Bauabschnitt werden dann die Leitungen im mittleren Teil der Deisingerstraße erneuert. Zufahrten zu den Anwesen bestehen dann von Süden her (entgegen der bisherigen Einbahnstraße) und vom Marktplatz. „Wir wollen Schotterflächen vermeiden und Fahrbahn wie Gehsteige mit einer dünnen Asphaltschicht staubfrei machen“, kündigte Vulpius an. Auch damit wolle man den Kunden und den Geschäftsinhabern entgegenkommen.
Der dritte Abschnitt wird sich dann von der Deisingerstraße durch deren Engstelle bis zum Marktplatz ziehen. In dieser letzten Bauphase können die Anwesen und Geschäfte dann ebenfalls aus südlicher Richtung entgegen der bisherigen Einbahnregelung angefahren werden.
Den Kanalarbeiten folgt schließlich die Neugestaltung der Deisingerstraße. Diese Arbeiten werden vom Freistaat mit einer sechsstelligen Summe gefördert. Deisingerstraße und Marktplatz werden asphaltierte Fahrbahnen statt eines durchgehenden Pflasters bekommen. Das haben die Bürger in einem von CSU, Freien Wählern und Bürgerliste auf den Weg gebrachten Bürgerentscheid im April 2015 mehrheitlich entschieden.
Verkehrstechnisch wird die Kanal-Baustelle wie die Neugestaltung der Deisingerstraße die Pappenheimer Altstadt für mehrere Monate zum Nadelöhr machen. Denn in der Bauzeit muss der Verkehr beidseitig durch die Graf-Carl- und Bauhofstraße geleitet werden – mit einer Ampelregelung an der Engstelle am Schinnererhaus. Geplant sei, so Stefan Eberle von der Stadtverwaltung, die Parkplätze quer zur Fahrbahn in der Graf-Carl-Straße zu erhalten. Bei jenen auf der Fahrbahn sei das wegen des Gegenverkehrs nicht machbar.
Auf ein Entgegenkommen seitens der Stadt dürfen die Hausbesitzer hoffen. Normalerweise ist pro Anwesen oder Flurnummer nur ein Hausanschluss an den Kanal „satzungskonform“, wie Stefan Eberle erläuterte. Allerdings bestünde in dem engen Altstadtbereich für viele Hausbesitzer schlichtweg nicht die Möglichkeit, die Dachrinnen und den Hauskanal zusammenzufassen. „Wir werden deshalb auch zwei Anschlüsse zulassen.“ Allerdings werde nur ein Anschluss bis zur Grundstücksgrenze seitens der Stadt erstellt – für alle weiteren muss der Hausbesitzer die Kosten übernehmen. Als Alternative bietet die Stadt an, dass die Hausbesitzer einen Sammelschacht im Gehweg und damit auf städtischem Grund bauen dürfen – über eine kostenlose Grunddienstbarkeit. Über diesen Schacht (den der Hausbesitzer zahlen muss) könne dann das Anwesen mit einem Zufluss an den Kanal angeschlossen werden.
Die Veröffentlichung dieses Artikels erfolgt mit freundlicher Zustimmung des Verfassers Rainer Heubeck vom Weißenburger Tragblatt