(PI Treuchtlingen) Die Verkehrsunfallstatistik für den Dienstbereich der Polizeiinspektion Treuchtlingen wurde jetzt veröffentlicht.
Nachdem im Jahr 2014 im Dienstbereich der PI Treuchtlingen kein Verkehrstoter zu beklagen war, ereigneten sich 2015 zwei Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang. Im Mai verunglückte auf der Staatsstraße 2217 von Möhren in Richtung Treuchtlingen ein 41-jähriger Treuchtlinger, der mit einem Geländewagen gegen die Steinmauer der Bahnunterführung prallte. Kurz vor Weihnachten wurde eine 66 Jahre alte Fußgängerin in der Gunzenhausener Straße von einem Pkw erfasst und so schwer am Kopf verletzt, dass sie 10 Tage später im Klinikum Ingolstadt verstarb. Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle erreichte im Jahr 2015 mit 752 den höchsten Stand der letzten 10 Jahre. Allerdings muss diese Zahl vor dem Hintergrund relativiert werden, dass die Steigerung ausschließlich durch die sogenannten Kleinunfälle (Gesamtzahl 571) und hier im Besonderen durch die Wildunfälle (325), die in diese Kategorisierung fallen, zustande kam.
Bevor die Verkehrsunfallstatistik des Jahres 2015 beleuchtet, erläutert und bewertet wird, eine kurze Erklärung der kategorisierten Verkehrsunfälle und deren Bedeutung.
Verkehrsunfall mit Personenschaden
Wird erfasst wenn mindestens ein Verkehrsteilnehmer getötet oder verletzt wurde.
Schwerwiegender Verkehrsunfall mit Sachschaden
Liegt vor, wenn nach den Feststellungen der Polizei als Unfallursache eine Verkehrsordnungswidrigkeit gegeben ist, bei der im Bußgeldkatalog eine Geldbuße festgesetzt ist oder eine Straftat im Zusammenhang mit der Teilnahme am Straßenverkehr gegeben ist.
Sonstiger Verkehrsunfall mit Sachschaden
Wird registriert, wenn von der Polizei keine oder nur eine geringfügige Verkehrsordnungswidrigkeit, die verwarnt werden kann, festgestellt wird. Die Schadenshöhe ist dabei unerheblich. In diese Kategorisierung fallen regelmäßig auch die Wildunfälle.
Genau diese Wildunfälle machten im Jahr 2015 die größte Steigerung aus. Es mussten 325 Verkehrsunfälle mit Wild aufgenommen werden, was eine Steigerung von 22,7 % gegenüber dem Vorjahr (265 Wildunfälle) ausmachte. Erklärungsansätze für den höchsten Stand der vergangenen 10 Jahre in diesem Segment können momentan noch nicht geliefert werden. Wie eingangs bereits kurz erwähnt waren im Jahr 2015 wieder 2 Verkehrstote zu beklagen, gegenüber keinem Verkehrstoten im Jahr 2014. Die Verkehrsunfälle mit Personenschaden stiegen auf 88 (Vorjahr 75) an, was den dritthöchsten Wert der letzten 10 Jahre im Bereich der Inspektion Treuchtlingen markiert. Hierbei wurden 35 (Vorjahr 19) Menschen schwer- und 87 (Vorjahr 73) leichtverletzt. Die Zahl der Schwerverletzten erreichte somit ebenfalls einen negativen Höchststand der letzten 10 Jahre. Bei der Suche nach Gründen dieser enormen Steigerung von 84,7 Prozent, um dem Negativtrend entgegenwirken zu können, fiel auf, dass bei 2 Verkehrsunfallgeschehen mit mehreren beteiligten Fahrzeugen auf der Bundesstraße 2 insgesamt 10 Personen schwer verletzt wurden, was annähernd ein Drittel der Schwerverletzten ausmacht. Bei allen nüchtern en Zahlen sollte man sich immer wieder vor Augen führen, welches unermessliche Leid und Schicksal hinter jedem Toten oder Schwerverletzten steht. Der Schwerpunkt unserer Verkehrssicherheitsarbeit, aber auch der beteiligten Behörden und Institutionen muss also sein, die Hauptunfallursachen (überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit, Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren, Nichtbeachten des Vorranges oder der Vorfahrt, falsche Straßenbenutzung bzw. Nichtbeachten des Rechtsfahrgebotes, ungenügender Sicherheitsabstand, Alkohol und Drogen) zu bekämpfen und so die Anzahl der Verkehrstoten und Verletzten zu senken. Durch die Senkung des Geschwindigkeitsniveaus um 1 km/h kann nach einer Studie des ETSC (European Transport und Safety Council) die Anzahl der Verkehrsunfälle um 4 Prozent reduziert werden.
Mit ein paar vergleichenden Zahlen und plakativen Feststellungen soll noch kurz verdeutlicht werden, welchen Stellenwert die Verkehrssicherheitsarbeit einnehmen muss. In Bayern kommen jährlich fast 10-mal so viele Menschen bei Verkehrsunfällen um wie durch Mord oder Totschlag. Statistisch gesehen ist jeder dritte Bayer in seinem Leben an einem Verkehrsunfall mit Personenschaden beteiligt. Rasen, Drängeln, Alkohol und Drogen töten Menschen. Verkehrsüberwachung kann Menschenleben retten. Jeder Einzelne trägt Verantwortung im Straßenverkehr für sich und für andere.
Die Zahl der schwerwiegenden Verkehrsunfälle war mit 93 (Vorjahr 92) fast annähernd gleich wie im Jahr 2014. Die angezeigten Verkehrsunfallfluchten stiegen gegenüber dem Vorjahr um 3 Fälle auf 50. Hier ist erfreulicherweise die Aufklärungsquote von 51,06 % im Jahr 2014 auf 58 % im Berichtsjahr angestiegen, was einen außerordentlich guten Wert darstellt. Eine Unfallflucht, auch bei vermeintlich geringen Schäden, ist kein „Kavaliersdelikt“, sondern eine Straftat, die mit aller Konsequenz verfolgt wird und die oftmals auch einen Entzug der Fahrerlaubnis nach sich zieht.
Die sonstigen Verkehrsunfälle mit Sachschaden, die sogenannten „Klein-/Bagatellunfälle“ machen mit 571 Unfällen (76 %) den größten Anteil am gesamten Unfallgeschehen des Jahres 2015 aus und markieren den höchsten Stand der letzten 10 Jahre. In dieser Kategorisierung ist wie oben erläutert, die hohe Zahl an Wildunfällen markant. Hier muss allerdings festgestellt werden, dass es keine belastbaren Erklärungen für das sprunghafte Ansteigen dieser Unfälle gibt. Die Entwicklung dieses Unfallsegmentes kann weiterhin nur beobachtet werden, um gegebenenfalls, beim Erkennen von Ursachen, zusammen mit anderen Verantwortlichen, steuernd eingreifen zu können.
Die Geschwindigkeitsunfälle gingen im Jahr 2015 auf 37 (Vorjahr 39) Verkehrsunfälle leicht zurück. Es wurden wie im Vorjahr 28 Menschen verletzt. Bei einem Verkehrsunfall, bei dem nicht angepasste, beziehungsweise überhöhte Geschwindigkeit die Unfallursache war, wurde der Fahrer getötet. Diese Zahlen belegen ganz deutlich, dass zur Senkung der Hauptunfallursachen Geschwindigkeits- und Alkoholkontrollen durchgeführt werden müssen und auch in Zukunft durchgeführt werden. Im Jahr 2015 wurden 183 Geschwindigkeitsmessungen mit der Laserpistole durchgeführt, aus denen 140 Bußgeldanzeigen und 145 Verwarnungen mit Verwarnungsgeld resultierten. In 20 Fällen waren ausländische Fahrzeugführer betroffen, die vor der Weiterfahrt eine Sicherheitsleistung hinterlegen mussten. Für weitere 20 Fahrzeugführer /-innen zogen die Geschwindigkeitsüberschreitungen Fahrverbote nach sich.
Auf dem Sektor Verkehrsunfälle unter Alkoholbeeinflussung mussten im vergangenen Jahr 4 Verkehrsunfälle (Vorjahr 3) bearbeitet werden, die von alkoholisierten Fahrzeugführern verursacht wurden und bei denen 1 Person (Vorjahr 3) verletzt wurde(n). Dem gegenüber standen 31 aufgedeckte, folgenlose Trunkenheitsfahrten (Vorjahr 33). In 3 Fällen (Vorjahr 2) hatten die Fahrzeugführer vor Fahrtantritt Drogen konsumiert und waren somit fahruntüchtig.
Ein Schwerpunkt der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit muss immer auf unsere schwächsten Verkehrsteilnehmer, die Kinder, gelegt werden. Hier mussten im Jahr 2015 im Dienstbereich der PI Treuchtlingen 7 Verkehrsunfälle bearbeitet werden, bei denen 9 Kinder verletzt werden (2014: 3 Fälle mit 3 Verletzten). Glücklicherweise wurden im Jahr 2015, bereits zum dritten Mal hintereinander, keine Schulwegunfälle registriert. Dass die Zahl der Schulwegunfälle, seit Jahren auf einem niedrigen Niveau zu halten ist, ist neben anderen Faktoren sicher ein Verdienst einer frühzeitigen Verkehrsaufklärung bereits im Kindergarten, einer intensiven Radfahrausbildung in der Grundschule, aber auch der unermüdliche und ehrenamtliche Einsatz von Schulweghelfern, die bei Wind und Wetter dafür sorgen, dass die Kleinsten sicher zur Schule und wieder nach Hause kommen. Für dieses ehrenamtliche Engagement möchte sich die PI Treuchtlingen auf diesem Weg noch einmal ganz herzlich bei den eingesetzten Schulweghelfern bedanken.
Ein weiteres Hauptaugenmerk wird auf das Fahrverhalten und die Beteiligung am Verkehrsunfallgeschehen der Jungen Erwachsenen (Alter von 18 bis 24 Jahren) gelegt. Nachdem die letzten beiden Jahre ein Rückgang in diesem Alterssegment zu verzeichnen war, stieg die Zahl der an Verkehrsunfällen beteiligten Personen aus dieser Altersgruppe 2015 auf 58 (Vorjahr 41). Die Fälle, bei denen die jungen Erwachsenen als Verursacher des Verkehrsunfalles geführt werden, stiegen im Jahr 2015 von 24 auf 32, was eine Steigerung von ca. 33 Prozent ausmacht. Bei den Verkehrsunfällen wurden 21 (Vorjahr 18) Unfallbeteiligte verletzt, glücklicherweise wurde niemand getötet.
Vor dem Hintergrund, dass die Bevölkerung immer älter wird und auch bis ins hohe Alter aktiv und mobil ist, wird auch die Unfallbeteiligung von Senioren, Lebensalter ab 65 Jahren, beleuchtet. Im Jahr 2015 waren Senioren an 40 (Vorjahr 39) Verkehrsunfällen beteiligt, bei denen sie in 28 Fällen, gleiche Anzahl wie 2014, als Verursacher geführt wurden und bei denen 11 (Vorjahr 12) Menschen verletzt wurden. In einem Fall verstarb eine 66 Jahre alte Fußgängerin an den schweren Kopfverletzungen, die sich die Frau bei einem Verkehrsunfall mit einem Pkw zugezogen hatte.
Eine erfreuliche Tendenz war im Jahr 2015 bei den Motorradunfällen zu erkennen. Hier halbierte sich die Zahl der aufgenommenen Verkehrsunfälle auf 10, bei denen 10 Kradfahrer verletzt wurden (Vorjahr 20 Unfälle mit 20 Verletzten). Im 10-Jahresvergleich ist diese einer der niedrigsten Werte von Verkehrsunfällen mit beteiligten Kradfahrern. Anders verlief die Entwicklung beim Unfallgeschehen mit Radfahrern. Im Berichtsjahr ereigneten sich 15 Radfahrunfälle mit 16 Verletzten (Vorjahr 10 Unfälle mit 9 Verletzten). In einem Fall ereignete sich ein Verkehrsunfall zwischen einem Radler und einem Fußgänger, bei denen beide Beteiligten verletzt wurden.
Betrachtet man das statistische Zahlenwerk für den Bereich der PI Treuchtlingen lassen sich auch für das Berichtsjahr 2015 keine signifikanten Unfallschwerpunkte erkennen, doch wird auch deutlich, dass im Bereich einer guten und effektiven Verkehrssicherheitsarbeit weiterhin Handlungsbedarf besteht. Dies vor allem vor dem Hintergrund einer ständig steigenden Mobilität der Menschen, hier vor allem der jungen Verkehrsteilnehmer, aber auch der „Generation65plus“. Die Sicherheit des Straßenverkehrs wird auch im
Jahr 2016 einer der polizeilichen Schwerpunkte sein, was auch durch die Zielsetzung des Bayerischen Staatsministerium des Innern mit dem neuen Verkehrsicherheitsprogramm 2020 „Bayern mobil – sicher ans Ziel“ deutlich wird, dass alles darangesetzt wird, die Verkehrssicherheit auf Bayerns Straßen in allen Bereichen weiter zu verbessern.